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Bei Miosga: Kriegs- und Kindergartenstimmung

Bei Miosga: Kriegs- und Kindergartenstimmung

Von Claudia Major ist man wirklich einiges gewohnt. Der 48-jährige Kriegsexperte, Forschungsgruppenleiter für Sicherheitspolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, stellt dem deutschen Talkshow-Publikum immer wieder die Frage: Warum erklärt uns eine Frau immer wieder den Krieg, wenn Männer nicht über Abtreibungen sprechen sollen? ? Worin besteht ihre Expertise genau? Sie war nie an der Front. Sie hat nicht gedient. Was weiß sie, was wir alle nicht wissen? Was weiß sie darüber, wie man junge Leute, die sich nicht kennen, dazu bringt, aufeinander zu schießen? Von der grünen Tischdecke.

Bei Miosga sind Armin Laschet und ein Stern-Redakteur ihre Opfer. Der Major rollt mit der schwersten Artillerie auf das Schlachtfeld: Arroganz. Laschet versuchte lediglich, besonnen zu wirken, wenn es um den Ukraine-Krieg ging. Er macht keinen Hehl daraus, dass er sich über den neuen Wind freut, der nach der Wahl von Donald Trump aus Washington weht. Dass der Ukraine-Krieg bald zu Ende gehen könnte. „Eines ist klar: Trump wird diesen Krieg beenden“, sagt Laschet. Major behauptet stattdessen: „Die Tatsache, dass dieser Krieg in Verhandlungen enden wird, ist wirklich keine Überraschung.“ „Darüber reden wir schon seit drei Jahren.“ Laschet hält es nicht auf seinem Stuhl. Er schaltet sich ein: „Alle haben gesagt: Bloß nicht das Wort Verhandlungen erwähnen.“ Major bleibt trotzig: „Nein, das stimmt nicht.“ Doch Laschet appelliert an ihr Kurzzeitgedächtnis: „‚Kämpfe um den Sieg!‘“ Das war vor vier Wochen in Deutschland.“

Jetzt weiß jeder halbleidige Talkshow-Zuschauer, dass Laschet recht hat. Aber Major akzeptiert das nicht. Sie übernimmt die Waffen einer Frau, vom Typ Kindergärtnerin. In aller Ernsthaftigkeit legt sie ihre Hand auf den Arm des erfahrenen CDU-Mannes, ehemaligen Ministerpräsidenten, ehemaligen Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzenden, und flüstert mit geschürzten Lippen, als hätte sie einen dreijährigen Zappelphilipp an ihren Händen : „Wirst du mich ausreden lassen?“ Laschet ist zu höflich, um diesen Anfall akuter Selbstüberschätzung irgendwie abzuwehren.

Es sind solche Momente der Fremdscham, die den Zuschauer immer wieder an der Gastauswahl deutscher Talkshows verzweifeln lassen. Während auf Twitter/X erste Kommentare auftauchen, Laschet sei womöglich der bessere CDU-Kanzlerkandidat als Merz und andere bereuen, dass er damals so dumm gelacht hat (was ihn seine Kandidatur im Ahrtal gekostet hat), besingt Claudia Major das weiterhin Lob des Krieges.

Selbst der Osteuropa-Reporter des nicht mehr existierenden Magazins „Stern“ kann sie nicht aufhalten. Moritz Gathmann berichtet, dass laut aktuellen Umfragen „der Anteil der Ukrainer, die für den Frieden kompromissbereit sind, wächst“. Laut Gathmann ist ein Drittel inzwischen so kriegsmüde und sehnt sich nach Frieden. Doch Major bleibt wachsam und trotzig: „Aber ein Drittel ist nicht die Mehrheit!“ sie schimpft mit ihm. Das behauptete Gathmann jedoch keineswegs. Als er später von „Rüstungsausgaben“ spricht und es wagt, die Ukraine-Hilfe dem Bundeswehrhaushalt zuzurechnen, korrigiert sie ihn wie in einer Nachhilfestunde: „Es geht um Verteidigung, nicht um Rüstung.“ Das ist etwas anderes!“

Gathmann lässt sich das alles gefallen. Mehr noch: Wenn er spricht, blickt er meist auf Claudia Major, manchmal auch auf Miosga, fast nie aber auf Armin Laschet. Darin liegt alles, Was Er sagt und folgt damit Laschets Linie: „Letzten Winter war die Ukraine ein deprimiertes Land. Das war der absolute Tiefpunkt. Und seitdem hat sich die Stimmung auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt.“ Auch für Gathmann scheint das Ende des Krieges nur noch eine Frage von Wochen zu sein: „Nur wenige Menschen glauben jetzt an den Sieg.“

Miosga bezweifelt die Friedensbereitschaft Putins: „Kann man mit jemandem verhandeln, der Höchstforderungen stellt?“ sie will es von Laschet wissen. Er antwortet knapp: „Na ja, ab dem 20. Januar werden Sie sehen, dass Sie das schaffen.“ Laschet hofft auf mehr Einigkeit der europäischen Länder. Er kann nicht verstehen, warum der französische Präsident Emanuel Macron und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz jeweils alleine in die Ukraine reisten und warum sie getrennt mit Putin telefonierten, anstatt gemeinsam aufzutreten. Und dass ausgerechnet die deutsche Bundeskanzlerin nicht zur feierlichen Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame eingeladen wurde, ist ein weiteres Zeichen. Laschet: „Frau Meloni war da und der italienische Präsident. Der österreichische Bundeskanzler war da.“ Laschet sieht deutliche Defizite im Verhältnis beider Länder: „Das deutsch-französische Verhältnis, das jetzt so wichtig wäre, ist in einem schlechten Zustand.“ Für die Kanzlerin scheint dieses deutsch-französische Verhältnis nicht so wichtig zu sein wie für Gerhard Schröder und Helmut Schmidt. Und das ist eine Schande.“ Er erwähnt Merkel nicht.

Dass der Kanzlerkandidat seiner Partei immer noch auf der Welle mit dem Motto „Die Ukraine muss gewinnen und Russland muss verlieren“ reitet, kommt bei Laschet nicht gut an. Nachdem Miosga dieses Zitat von Friedrich Merz einstudieren ließ, sagte Laschet lediglich: „Ich würde so einen Satz anders formulieren.“ Ich sagte: Russland darf nicht gewinnen.“ Das ist definitiv etwas anderes. Auch Gathmann hat wenig Interesse an der Aussage von Merz: „Das sind Floskeln, die ich nicht mehr hören kann.“

An die Waffenexpertin Claudia Major richtet Laschet noch eine weitere Botschaft: „Ich wollte die Legende relativieren, dass in Deutschland seit Monaten alle über Verhandlungen reden.“ Jeder, der gesagt hat: „Lass uns verhandeln!“ wurde sehr schnell in die Ecke gedrängt: „Putin-Troll, Putin-Abhängiger, du relativierst den Krieg.“ Jetzt, wo Selenskyj das sagt und die neue amerikanische Präsidentschaft droht, reden plötzlich alle, als ob das schon immer unsere Meinung gewesen wäre.“ Laschet lobt die Initiative des designierten US-Sondergesandten Keith Kellogg. Er fordert die Verhandlungsbereitschaft der Ukraine und sichert ihr gleichzeitig die notwendige militärische Unterstützung zu, damit auch Russland verhandlungsbereit wird. Dazu gehört jedoch auch die Lieferung deutscher Taurus-Langstreckenwaffen. Soviel zur Vorsicht.

Wie immer spielt Claudia Major in solchen Momenten die Souveränitätskarte aus. Und das, obwohl sie sich normalerweise nicht zurückhält, wenn es um clevere Tipps für Kiew geht. „Ich glaube zunächst einmal, dass es eine Entscheidung der Ukraine ist, ob sie das machen will, und dass wir nicht in unseren warmen Stuben in Deutschland entscheiden, wer jetzt was zu tun hat.“ Damit kritisiert sie genau das, was sie selbst seit drei Jahren in jedem warmen Talkshow-Studio zelebriert. Übrigens haben Mimikforscher und Körpersprachexperten einige interessante Theorien darüber entwickelt, dass sie zu den Menschen gehört, die beim Sprechen ständig nach rechts in die Luft schauen.

Nebenbei beschrieb Major den gewählten US-Präsidenten Donald Trump als praktisch geisteskrank. „Es gibt keine Methode für den Wahnsinn – Es gibt keine Methode, mit dem Wahnsinn umzugehen.“ Ich weiß nicht, was er tun wird.“

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Dass es kurz nach Kriegsbeginn zu Verhandlungen über einen Friedensvertrag kam, die der britische Premierminister Boris Johnson selbst verhindert haben soll, wird in dieser Sendung ebenfalls nicht erwähnt .

Stattdessen kritisiert Laschet den „Ton“ der Kanzlerin beim Thema Stier. Er möchte Olaf Scholz bitten, „damit aufzuhören und jetzt daraus einen Friedenswahlkampf zu machen.“ Als ob jemand der Einzige wäre, der für Frieden sorgen könnte.“ Sofort ruft Major die Kindergärtnerin noch einmal an: „Aber darüber reden wir jetzt nicht.“ Diesmal ist es zu viel für Laschet: „Wir reden auf jeden Fall darüber, Frau Major.“ Das ist es, worüber ich gerade spreche, wie Sie hören.“

Am Ende bleibt die interessante Schlussfolgerung: Eine Frau, die sich in einem Gespräch nicht einmal durchsetzen kann, möchte uns erklären, wie man eine Atommacht besiegt. Ziemlich mutig.

Oder auch nicht. Am grünen Tisch…

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