Noch immer ohne Profi-Auftritt beim FCB
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Die Aushängeschilder des Bayern-Campus dürften in dieser Saison Lennart Karl und Wisdom Mike sein. In ihrem Schatten stehen andere Talente aus der Münchner Jugend, etwa Felipe Chávez, der in der Länderspielpause sein Debüt für die peruanische Nationalmannschaft gab. Transfermarkt hat den 18-jährigen Mittelfeldspieler, der noch kein Profispieler ist, genauer unter die Lupe genommen.
Chávez kam im Alter von zwölf Jahren vom FC Augsburg zum Rekordmeister und durchlief seitdem verschiedene Jugendmannschaften. In der vergangenen Saison überzeugte er mit guten Leistungen im U19-Team – darunter ein Tor und fünf Assists beim 6:0-Sieg gegen Ingolstadt. Zur Halbzeit stieg er in die zweite Mannschaft der Münchner auf, sorgte aber dennoch in der Endrunde der U19-Meisterschaft für Furore. Beim 4:2 im Viertelfinale gegen den BVB war er mit zwei Toren der Matchwinner, im Halbfinale gegen Bayer Leverkusen war er an zwei Toren beteiligt.
In dieser Saison gehört er zu den Stammspielern der zweiten Mannschaft der Regionalliga Bayern. In acht Spielen hat er ein Tor und zwei Assists erzielt, außerdem erzielte er zwei Tore für die U19 in der Youth League. Eine Chance, für die Profis zu spielen, blieb ihm bislang verwehrt. „Chávez spielte bisher vor allem in der Jugend und regelmäßig bei den Amateuren. Im Gegensatz zu einigen anderen Nachwuchsspielern war er noch nicht regelmäßig im Profikreis – zum Beispiel beim Training, in Trainingslagern oder gar bei Testspielen. Ebenso war von einer Leihe zumindest öffentlich nie die Rede, was bei den Bayern auch gängige Praxis ist“, erklärt Bayern-Experte und TM-User „Teec3“.
Chávez, der im Oktober 2024 im Alter von 17 Jahren sein Amateurdebüt gab, kann sowohl zentrale als auch offensive Mittelfeldpositionen spielen. „Chávez ist ein sehr kreativer, technisch versierter Spieler mit einem guten Passspiel und einer guten Schusstechnik. Er verfügt über sehr gute Fähigkeiten“, sagt „Teec3“. „Bei den alterstypischen Eigenschaften Körperlichkeit, Entscheidungsfreudigkeit, Konstanz gibt es Verbesserungspotenzial – aber das liegt alles im Rahmen. Seine weitere Positionierung im Spiel wird interessant sein. Sein Vertrag in München läuft bis 2027 und die Konkurrenz ist mit Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic, Tom Bischof und Leon Goretzka besonders groß.
Chávez gab sein Debüt für Peru: „Es gab große Erwartungen an ihn“
Chávez wurde in Aichach bei Augsburg geboren, besitzt aber aufgrund seines Vaters auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Nationaltrainer Manuel Barreto nutzte dies und nominierte ihn für das Länderspiel gegen Chile (1:2) im Oktober. Zuvor hatte er für die Juniorenmannschaften Perus gespielt. In der 78. Minute wurde Chávez für Jairo Concha eingewechselt und trug erstmals das Peru-Trikot. Da es sich lediglich um ein Testspiel handelte, zählt es nicht zu den Kriterien für eine eindeutige Entscheidung zugunsten des Verbandes und er könnte auch für Deutschland spielen.
Dass Chávez ohne Profieinsatz für Peru debütierte, ist kein Einzelfall, wie Gerson Romero, Area Manager Peru bei Transfermarkt, erklärt: „Chávez spielt in der zweiten Mannschaft einer der besten Mannschaften der Welt. Sein Fall ähnelt dem von Carlos Zambrano und Paolo Guerrero, die ebenfalls ihre ersten Einsätze für Peru absolvierten, ohne für ihre Profimannschaften eine Rolle zu spielen.“ Der 84-fache Nationalspieler Zambrano debütierte 2008 im Alter von 18 Jahren und sammelte damals erst Erfahrungen in Schalkes U19. Nachdem er in der Regionalliga in 24 Spielen 21 Tore erzielt hatte, war Guerrero im Oktober 2004 erstmals für die Bayern-Reserve dabei – damals kam er nur zu einem Kurzeinsatz im DFB-Pokal. Er lief 129 Mal für Peru auf.
Nachdem der 100-fache Nationalspieler Christian Cueva nach der Copa América im Sommer seine Nationalmannschaftskarriere beendet hat, ist Peru auf der Suche nach einem offensiven Mittelfeldspieler. „Aufgrund des Mangels an Spielmachern scheint Chávez eine Option zu sein und ist aufgrund seiner Ausbildung in Deutschland besonders spannend. Er ist derzeit definitiv eines der vielversprechendsten peruanischen Talente und meiner Meinung nach der wichtigste Nachwuchsspieler. In Peru werden große Erwartungen an ihn gesetzt, da durch die schlechten Leistungen der letzten Jahre eine erhebliche Kluft zwischen der Nationalmannschaft und den Fans entstanden ist“, erklärt Romero.
Dennoch warnt der Peru-Experte, dass es in der Vergangenheit bereits einen vergleichbaren Fall gegeben habe. „Es gibt Bedenken, weil er immer noch nicht im Kader der ersten Mannschaft steht. Deshalb werden Parallelen zu Cristian Benavente gezogen, der auf der gleichen Position spielte und bei Real Madrid ausgebildet wurde, aber nie den Durchbruch für Peru schaffte.“ Benavente bestritt zwischen 2013 und 2019 gerade einmal 19 Spiele für Peru, nachdem er bereits im Alter von 18 Jahren debütierte. „Generell sind die Erwartungen jedoch sehr positiv und wir hoffen wirklich, dass für Chávez und seine Karriere alles gut läuft.“
Peru belegte in der WM-Qualifikation in Südamerika den neunten Platz und verpasste damit das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada. „Die peruanische Nationalmannschaft befindet sich derzeit im Umbruch. Peru hat eine der schlechtesten WM-Qualifikationen der Geschichte. Mit dem vorletzten Platz verpassten sie die Teilnahme an der WM 2026 und markierten damit das Ende der Generation, die an der WM 2018 teilgenommen hat“, beschreibt Romero die Situation rund um die Auswahl. Mit Chávez hofft er jedoch auf eine viel bessere Zukunft.