Trotz schwieriger Wirtschaftslage keine neuen Schulden: Bayern will die steigenden Ausgaben durch den Abbau seiner Rücklagen bewältigen. Kritik kommt von Verdi.
Update vom 11. November, 18:45 Uhr: Der am Dienstag vorgelegte Doppelhaushalt 2026/2027 sorgte bei der Gewerkschaft Verdi für scharfe Kritik. Während die Landesregierung von einem „Signal der Stärke“ spricht, zeigt sich Verdi Bayern besorgt über Eckpunkte des Haushaltsentwurfs und warnt vor massiven Einschnitten bei den öffentlichen Dienstleistungen.
Positiv sieht die Gewerkschaft die geplante Erhöhung des kommunalen Finanzausgleichs und der Zuwendungen aus den Sondermitteln des Bundes, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht. Doch der geplante Stellenabbau von 10.000 Stellen bis 2040 – davon 1.000 bis 2028 – sei ein „fatales Signal“, sagte Manuela Dietz, Leiterin des öffentlichen Dienstes des Landes. Das geplante Einstellungs- und Beschäftigungsmoratorium gefährdet die Handlungsfähigkeit der Verwaltung.
Falsches Signal im „Familienland Bayern“
Für Unmut sorgt auch die geplante Verzögerung bei der Übermittlung der Tarifergebnisse an die Beamten. „Wer gute Leute will, muss fair bezahlen – und darf nicht durch Verzögerungstaktiken das Vertrauen verlieren“, betonte Sinan Öztürk, stellvertretender Landesgeschäftsführer von Verdi Bayern. Verdi kritisierte auch Kürzungen bei Familienleistungen wie dem Kindergründungsgeld, dem Krippengeld und dem Familiengeld. Obwohl Kitas künftig mehr Mittel erhalten würden, würden die Kürzungen für viele Familien direkte finanzielle Einbußen bedeuten. „Das ist ein falsches Signal in einem ‚Familienland Bayern‘“, so Dietz weiter.
Update vom 11. November, 10:16 Uhr: Während der Haushaltssitzung kündigte Söder außerdem an, dass das eigentlich für das neue Jahr geplante Kindergründungsgeld gestrichen werde. Eltern kleiner Kinder erhalten nicht nur kein Familien- oder Kitageld mehr, sondern müssen auch auf eine Einmalzahlung von 3.000 Euro verzichten. Das freigesetzte Geld soll stattdessen vollständig in die Kitas und deren Unterhalt fließen.
Erster Bericht vom 11. November: München – Trotz der angespannten Finanzlage will Bayern im neuen Doppelhaushalt 2026/2027 keine neuen Schulden aufnehmen. Stattdessen greift der Freistaat tief in seine eigenen Reserven. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Regierungskreisen.
Kredite in Milliardenhöhe wären möglich gewesen – stattdessen geht es in die Rücklagen
Bayern hätte auf jeden Fall Spielraum für neue Schulden gehabt. Laut Gesetz wären Kredite in Höhe von rund 2,3 Milliarden Euro möglich gewesen – das entspricht etwa 0,35 Prozent des bayerischen Bruttoinlandsprodukts. Doch die Landesregierung entschied sich gegen diesen Weg.
Die Ausgangslage für den neuen Doppelhaushalt ist alles andere als rosig. Die deutsche Wirtschaft schwächelt seit Jahren, auch Bayern bleibt davon nicht verschont. Die Steuereinnahmen sind nicht mehr so großzügig wie in den Vorjahren. Gleichzeitig steigen die Ausgaben kontinuierlich – insbesondere bei den Personalkosten. Darüber hinaus besteht ein enormer Bedarf an Fördermitteln seitens der Kommunen.
Um die steigenden Ausgaben zu decken, soll ein Großteil der Gelder aus den sogenannten Rücklagen verwendet werden. Den Haushaltsentwurf will die Landesregierung am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellen.
Monatelange Spekulationen über Schuldenaufnahme – Steuerschätzungen bringen minimale Entlastung
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder öffentliche Debatten darüber, ob Bayern von dem seit mehr als 20 Jahren geltenden Grundsatz abweichen und neue Schulden aufnehmen würde. Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss eine Verschuldung nicht kategorisch aus.
Die Steuerschätzung Ende Oktober sorgte für minimale Entlastung. Demnach kann Finanzminister Albert Füracker (CSU) gegenüber der Mai-Schätzung für die nächsten zwei Jahre mit einer Steuererhöhung von rund 3,3 Milliarden Euro rechnen. Doch er warnte sofort vor falscher Euphorie. Strikte Ausgabendisziplin und Konsolidierung blieben unerlässlich.
Söder will bei Zukunftsinvestitionen nicht sparen
Auch Söder hatte seinerseits immer wieder erklärt, wo er keinen Rotstift ansetzen wolle. Für ihn würden Forschung und Entwicklung sowie Investitionen in Wohnraum, Kitas und Krankenhäuser einen Schwerpunkt im Haushalt haben. „Die Investitionen in Hochschulen und Forschung, die wir auch fortführen wollen, sind für mich eine klare Vorgabe an den bayerischen Haushalt, dass wir nicht an der Forschung sparen, dass wir nicht an den Hochschulen sparen, dass wir nicht an den Investitionen in die Zukunft sparen“, sagte der Ministerpräsident. (Quelle: dpa), (fhz)
