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Bayern-Fan äußert sich zum Paris-Horror

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Kein Wasser, nur eine Toilette: Fans des FC Bayern erleben in Paris ein Debakel. FCB-Anhänger Michael Stefovic spricht exklusiv über den Fan-Horror.

Paris/München – Michael Stefovic war am Mittwoch um 9:30 Uhr wieder zu Hause. Die Heimreise von Paris war lang – doch der „Bayern-Michel“ vom Bayern-Kings-Fanclub in Selters war vom Geschehen vor Ort stärker betroffen als der Rückweg. Stefovic ist seit 18 Jahren im Arbeitskreis Fan-Dialog beim FC Bayern, doch über die Reise zum 2:1 (2:0) bei PSG sagt er: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Michael Stefovic reiste zum Auswärtsspiel des FC Bayern nach Paris. © Michael Stefanovic

Herr Stefovic, Sie haben den Taunus am Montag um 12:30 Uhr verlassen – was ist dann passiert?

Gegen 20 Uhr erhielten wir eine E-Mail vom FC Bayern, die uns über die Pläne der französischen Polizei informierte. Also fuhren wir als erstes zur Mautstelle, die für unseren Bus vorgesehen war. Da niemand da war, gingen wir ins Stadion. Wir waren um 10 Uhr vor Ort. Alles war wie immer perfekt vom FC Bayern organisiert. Doch nach anderthalb Stunden hieß es: NEIN! Wir durften nicht raus und wurden von Polizeimotorrädern und -autos aus der Stadt eskortiert. 60 Kilometer vor den Toren von Paris.

Was hast du da gefunden?

Mittlerweile waren auch andere Busse da. Um uns herum waren große Zäune und der Weg zur Straße wurde von der Polizei blockiert. Etwa 100 Polizisten, mit Rüstung und Gummiknüppeln. Ich bin ehrlich: Sie kamen sich wie Kriminelle vor.

Gab es wirklich nur eine Toilette?

Für uns vier Busse mit rund 250 Personen gab es eine Toilette und drei Urinale. Aber was noch schlimmer war, war, dass es buchstäblich kein Essen gab. Wir halfen uns gegenseitig mit Würstchen und Getränken. Wenigstens war das Wetter schön (lacht). Die Stimmung war also gut.

Wie lange mussten Sie an der Mautstelle warten?

Wir waren gegen 12 Uhr dort und durften gegen 17 Uhr zum Stadion aufbrechen. Um 18 Uhr waren wir am Gästeparkplatz. Leider wurde der schöne Tag in Paris, auf den wir uns so gefreut hatten, abgesagt. Genauso wie der Dialog mit den Fans vor Ort, den wir sehr schätzen.

Es gab Bedenken hinsichtlich der Fahrzeiten der Busfahrer. Wie war das bei Ihnen?

Ich muss die Fanunterstützung des FC Bayern ausdrücklich loben. Sie riefen alle Busse an und erkundigten sich nach der jeweiligen Situation. In unserem Fall war es zu bewältigen, da wir zwei Busfahrer und einen Mann unter den Fans hatten, der auch einen Bus fahren darf. Es gab also keine Verzögerung auf dem Heimweg. Was nicht schön war, war, dass wir nur 150 Kilometer von Paris entfernt einen Rastplatz erreichen konnten. Die Polizei stand allen anderen zur Seite und ließ uns nicht hinein.

Du bist viel mit dem FC Bayern unterwegs – hast du die Lust verloren?

NEIN! Absolut nicht. Aber das war ein Novum und völlig übertrieben. Wir hatten noch nie ein Problem! Nicht in Trondheim, Anderlecht, Lissabon, Porto, London, Manchester, Glasgow, Moskau, Kiew oder Madrid. Und ich habe Bedenken, dass dies der Beginn eines langen Rattenschwanzes ist.

Inwieweit?

Sollte sich dieser Ansatz durchsetzen, wäre er kontraproduktiv. Denn dann müssen Auswärtsfans nach Schlupflöchern suchen, die es zweifellos gibt. In mir herrscht ein großer Mangel an Verständnis. Bis heute frage ich mich: Warum?

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