Bayer muss wegen der Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten in den USA zusätzliches Geld zurücklegen.
Insgesamt belasteten diese höheren Rückstellungen das dritte Quartal mit fast einer Milliarde Euro. Bayer-Chef Bill Anderson bestätigte am Mittwoch den Jahresausblick für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), Sondereffekte wie Rückstellungen sind in dieser Zahl allerdings nicht berücksichtigt. Unterdessen übertraf der Betriebsgewinn von Bayer im dritten Quartal dank Kostensenkungen die Erwartungen der Analysten. Im XETRA-Handel stiegen die Bayer-Aktien zeitweise auf den höchsten Stand seit rund einem Monat. Das Papier des Agrarchemie- und Pharmaunternehmens stieg zuletzt um 5,3 Prozent auf 28,87 Euro und zählte zu den gefragtesten Werten im DAX.
Nachdem die Aktie am Vortag bereits den Sprung über die 21-Tage-Linie des kurzfristigen Trends geschafft hatte, ließ sie nun auch die mittelfristigen Trendlinien weit hinter sich. Mittlerweile ist im Jahresverlauf ein Anstieg von fast 50 Prozent zu verzeichnen. Auf lange Sicht bleibt das Bild jedoch weiterhin düster, denn bevor Bayer mit der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto im Jahr 2018 in jahrelange Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten verwickelt wurde, lag der Preis noch bei rund 100 Euro.
Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan sprach in einer ersten Reaktion von insgesamt starken Ergebnissen, die auch vom Agrargeschäft getragen seien. Er verwies aber auch auf die Umsatzeinbußen von Eylea, die die Freude der Aktionäre etwas trüben könnten.
Im frühen Handel lag die Aktie zuletzt um 2 Prozent im Plus bei knapp über 28 Euro. Der Preis hat sich im laufenden Jahr bereits um 45 Prozent erholt. Langfristig bleibt das Bild jedoch trübe. Bevor Bayer 2018 mit der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto die Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten selbst in die Hand nahm, kosteten die Papiere noch rund 100 Euro.
Hinsichtlich der Rechtsstreitigkeiten in den USA sieht Anderson Fortschritte und bleibt zuversichtlich, dass diese bis Ende 2026 deutlich reduziert werden. Auch Vergleiche spielen eine Rolle, wenn sie aus Sicht des Unternehmens vorteilhafter sind als anhaltende Rechtsrisiken und mögliche Klagen mit Klägern, die den Unkrautvernichter Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen.
Auch in den US-Bundesstaaten hatte Bayer bereits vor einiger Zeit seine Lobbyarbeit intensiviert, um Gesetzesänderungen herbeizuführen. Im Kern geht es in der Debatte darum, ob das Bundesgesetz über Warnhinweise beim Verkauf von Unkrautvernichtungsmitteln Vorrang vor dem Landesrecht hat. Bayer hofft in dieser Frage weiterhin auf eine richtungsweisende Entscheidung des höchsten US-Gerichts, des US Supreme Court. Aber das kann noch einige Zeit dauern.
Anderson begründete die aktuelle Erhöhung der Rückstellungen mit Vergleichsvereinbarungen und einem moderaten Anstieg der Zahl der eingereichten Glyphosat-Klagen. Mit Stand 15. Oktober spricht Bayer von 197.000 angemeldeten Schadensfällen, von denen rund 132.000 verglichen wurden oder die Vergleichskriterien nicht erfüllten. Das sind 5.000 mehr gemeldete Schadensfälle als im Sommer.
Auch ein Rückschlag in den Auseinandersetzungen um die seit Jahrzehnten verbotene Umweltchemikalie PCB spielt im Oktober eine Rolle. Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates Washington hat ein erstinstanzliches Urteil gegen Bayer aus dem Jahr 2021 wieder in Kraft gesetzt, das drei Lehrern der Sky Valley Education Center-Schule im Bundesstaat Washington Schadensersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen US-Dollar zugesprochen hatte („Erickson-Fall“). Die Leverkusener prüfen derzeit weitere Rechtsmittel.
Insgesamt rechnet Bayer-Chef Anderson für 2025 nun mit Sonderbelastungen von 3,5 bis 4,0 Milliarden Euro, statt wie bisher geplant von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro.
Unter dem Strich entstand aufgrund der Rückstellungserhöhung in den drei Monaten bis Ende September ein Verlust von fast einer Milliarde Euro im fortgeführten Geschäft. Vor einem Jahr war der Verlust aufgrund hoher Goodwill-Abschreibungen auf das Agrargeschäft jedoch viermal so hoch.
Der Umsatz sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um gut drei Prozent auf 9,66 Milliarden Euro. Ohne negative Wechselkurs- und Portfolioeffekte ergibt sich jedoch ein kleines Plus. Dank des laufenden Sparprogramms stieg das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis im Tagesgeschäft (Ebitda) um gut ein Fünftel auf 1,51 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr hat Anderson beim wechselkursbereinigten Umsatz noch 46 bis 48 Milliarden Euro auf dem Konto. Auf dieser Basis soll das Betriebsergebnis 9,7 bis 10,2 Milliarden Euro erreichen. Da Bayer jedoch regelmäßig die Schwäche südamerikanischer Währungen wie des brasilianischen Real zu spüren bekommt, dürften Umsatz und Gewinn inklusive Wechselkurseffekten deutlich geringer ausfallen.
Obwohl das Management Bayer auf einem guten Weg sieht, die Jahresziele für den gesamten Konzern zu erreichen, ist die Consumer-Health-Sparte bei rezeptfreien Medikamenten vorsichtiger geworden. Währungsbereinigt ist hier nun ein leichter Umsatzrückgang möglich. Im dritten Quartal lief es in der Sparte allerdings besser als von Analysten erwartet, zumindest was den Gewinn angeht; auch im Agrarbereich. Beide Bereiche profitierten stark von den Kostensenkungen.
Allerdings blieb der Betriebsgewinn der Pharmasparte leicht hinter den Konsenserwartungen zurück. Einsparungen aus dem laufenden Effizienzprogramm – Bayer hat das Management unter Anderson deutlich verschlankt – konnten unter anderem höhere Aufwendungen für die Medikamentenentwicklung und sinkende Preise im Zusammenhang mit Patentabläufen nicht vollständig ausgleichen. So gingen beispielsweise die Umsätze mit dem Blutverdünner Xarelto und dem Augenmedikament Eylea deutlich zurück. /mis/pcs
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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