Kiel. Beim Einsteigen in den Bus nach Kleingeld wühlen: Damit könnte in Kiel bald Schluss sein. Die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) plant, bargeldloses Bezahlen in Bussen zu ermöglichen. „Wir planen das schon länger und setzen es derzeit um“, teilte das Unternehmen auf Anfrage der Kieler Nachrichten mit.
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Dazu müssten allerdings zunächst sämtliche der rund 200 ÖV-Fahrzeuge mit neuer Hardware ausgerüstet werden. Das bedeute, dass das Verkaufs- und Druckmodul sowie der Bordrechner ausgetauscht und die Kommunikation mit der Leitstelle modernisiert werden müsse, erklärt die KVG.
Bargeldloses Bezahlen in Kieler Bussen: Dann ist es soweit
Aktuell befindet sich die KVG in der ersten Umsetzungsphase. In Kürze werden in Kiel die ersten Busse mit den neuen Systemen ausgestattet und parallel dazu die Fahrer geschult. „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir im Laufe des ersten Halbjahres 2025 sukzessive alle Fahrzeuge mit der neuen Hardware ausstatten und einsetzen können“, teilte das Kieler Busunternehmen mit. Insgesamt werden laut KVG rund drei Millionen Euro in die Umsetzung des bargeldlosen Ticketverkaufs investiert.
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Die KVG betont allerdings auch, dass es weiterhin die Möglichkeit geben werde, mit Münzen zu bezahlen. Anders sieht es in Hamburg aus: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ist Anfang des Jahres auf ausschließlich bargeldloses Bezahlen umgestiegen. Bezahlt wird dort über eine Prepaid-Karte, die man an Fahrkartenautomaten, Supermärkten oder Kiosken kaufen und in Fünf-Euro-Schritten aufladen kann – sowohl mit Karte als auch mit Bargeld.
Pressesprecher Rainer Vohl berichtet von den Erfahrungen des Verkehrsunternehmens mit der Umstellung: Obwohl diese von einer umfangreichen Kampagne mit Plakaten, Durchsagen und Werbespots begleitet wurde, wurden zunächst nicht alle Fahrgäste über die Umstellung informiert. Vor allem bei Touristen herrsche inzwischen Verwirrung. Zudem seien Engpässe durch die hohe Nachfrage nach Prepaidkarten entstanden. Das Fazit des HVV: Eine gute Vorbereitung und eine frühzeitige, intensive Kommunikation seien für die Umstellung entscheidend.
Politik in Kiel: Meinungen zum bargeldlosen Bezahlen
Samet Yilmaz von der Grünen-Ratsfraktion sagt, die Einführung bargeldloser Bezahlmöglichkeiten in Kieler Bussen sei ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs. Gleichzeitig sei es aber wichtig, dass ältere und technisch weniger versierte Menschen von der Umsetzung nicht ausgeschlossen würden: „Wir setzen uns dafür ein, dass barrierefreie und alternative Bezahlmethoden weiterhin zur Verfügung stehen, damit niemand abgehängt wird.“
Auch Rainer Glüsing, Sprecher der Fachgruppe Mobilität im Seniorenbeirat, plädiert dafür: „Wir wollen nicht, dass die Menschen irgendwann nur noch bargeldlos bezahlen können.“ Eine komplette Umstellung käme vielen, gerade Senioren, schwer. Dabei liege es nicht nur an Problemen mit der Technik: Beiratsvorsitzender Karl Stanjek weist darauf hin, dass sich viele Ältere aufgrund von Altersarmut kein Smartphone leisten können, mit dem sie kontaktlos bezahlen können.
Der Behindertenbeirat weist darauf hin, dass die bargeldlose Zahlung zunächst nur als Zusatzangebot zur Barzahlung gedacht sei: „Wir gehen davon aus, dass der Behindertenbeirat künftig bei allen Veränderungsprozessen informiert und eingebunden wird.“
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Die Junge Union (JU) Kiel begrüßt die Einführung der bargeldlosen Bezahlung in Kieler Bussen ausdrücklich: „Die KVG ist endgültig in der Moderne angekommen“, sagt Lasse Jarno Strauß, Kreisvorsitzender der JU Kiel. Der CDU-Jugendverband geht allerdings noch einen Schritt weiter und fordert bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten für sämtliche Dienstleistungen in Unternehmen der Stadt Kiel. Ein Beispiel: die Gastronomie in den städtischen Theatern, die bislang nur mit Bargeld möglich ist.
CN