Nur wenige Kölner hatten im vergangenen Jahr so viel Glück wie der 48-jährige BMW-Fahrer aus Köln-Ostheim, als ihr Auto gestohlen wurde. Am Morgen des 5. Dezember bemerkte die Frau, dass ihr in der Merziger Straße geparktes Auto nicht mehr da war und alarmierte die Polizei. Da in ihrem BMW ein GPS-Tracker verbaut ist, können Zivilfahnder das Fahrzeug lokalisieren und schnell zwei Männer aufspüren, die das Auto nach Weidenpesch gebracht haben. Rund fünf Stunden später beobachteten Ermittler die beiden Männer beim Vorfahren in einem Mercedes auf der Etzelstraße. Als einer der beiden aussteigt und sich ans Steuer des gestohlenen BMW setzt, schlagen die Beamten zu. Und nicht nur das: Es stellt sich heraus, dass der Mercedes, mit dem die beiden Diebe vorgefahren sind, ihnen auch nicht gehört. Die beiden Männer werden noch am selben Tag einem Richter vorgeführt.
Ein solcher Doppelschlag war im vergangenen Jahr für die Kölner Polizei die Ausnahme. Im Bereich des Kölner Polizeipräsidiums, zu dem auch Leverkusen gehört, wurden im Jahr 2023 636 Pkw und Lkw gestohlen. Das bedeutet eine Steigerung von rund 20 Prozent gegenüber 2022. Nur etwa jeder fünfte dieser Diebstähle konnte aufgeklärt werden.
Autodiebstähle in Köln auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre
Damit ist der Anstieg noch deutlicher als im Bundesdurchschnitt. Wie ein Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) zur Kfz-Kriminalität zeigt, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 15.924 Autos gestohlen. Das sind neun Prozent mehr als im Jahr 2022.
In Köln lag die Zahl der Autodiebstähle im Jahr 2023 erstmals wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Wie in vielen anderen Kriminalitätsbereichen ist die Zahl der Autodiebstähle während der Pandemie deutlich zurückgegangen. Seit 2022 ist die Zahl wieder gestiegen. Allerdings erreicht sie noch nicht das Niveau von 2015, als 864 Fahrzeuge gestohlen wurden. Und: Es gibt zumindest Anzeichen dafür, dass dieses Niveau so schnell nicht wieder erreicht wird. „Wir sehen in diesem Jahr einen Abwärtstrend“, sagt ein Polizeisprecher. Bis zum 30. September wurden rund zehn Prozent weniger Autodiebstähle registriert als im Vorjahreszeitraum.
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich der Trend bestätigt. Der wirtschaftliche Schaden war im vergangenen Jahr jedenfalls enorm. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beliefen sie sich im vergangenen Jahr allein in Nordrhein-Westfalen auf knapp 57,8 Millionen Euro. Im Schnitt zahlten die Versicherer in NRW für jeden Diebstahl gut 19.800 Euro. Laut GVD hatten es die Kriminellen vor allem auf Luxus-SUVs und SUVs der oberen Mittelklasse abgesehen.
Nach Angaben der Kölner Polizei gehören in Köln Autos der Marken Volkswagen, BMW, Ford, Audi und Toyota zu den fünf am häufigsten gestohlenen Automarken. Nach Angaben der Polizei finden Kölner Diebe in anonymen Tiefgaragen in Wohnanlagen besonders gute Möglichkeiten, Luxusautos zu stehlen.
Das Keyless-Go-System bietet Tätern neue Möglichkeiten
Sie empfiehlt daher, Autos auf gut einsehbaren, gut beleuchteten und möglichst stark befahrenen Straßen zu parken. Wenn Sie eine Garage haben, sollten Sie diese nutzen und das Garagentor abschließen.
Ein weiterer Grund für viele Autodiebstähle in Köln ist die Nähe zu den Benelux-Ländern. Organisierte Banden nutzen den Autobahnanschluss nach Köln, stehlen dort die Autos, um sie schnell über die Grenze zu bringen und in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg zu verkaufen, so ein Polizeisprecher.

Die Polizei beobachtet außerhalb von Köln zunehmend, dass fahrende Banden bei Einbrüchen in Wohnungen Autoschlüssel stehlen und anschließend mit dem dazugehörigen Fahrzeug davonfahren. Alternativ nutzen sie technische Hilfsmittel, etwa sogenannte Funkstreckenverlängerer, um schlüssellose Schließsysteme, etwa das sogenannte Keyless-Go-System, zu öffnen. Mit diesem System können Autos automatisch geöffnet werden, sobald der Besitzer mit seiner Fernbedienung in der Nähe ist, ohne dass eine Taste am Schlüssel gedrückt werden muss.
Die Polizei rät daher, Schlüssel in Alukoffern oder Blechdosen aufzubewahren, um das Signal abzuschirmen. Dadurch kann verhindert werden, dass Diebe das Auto öffnen, wenn sich der Besitzer nur wenige Meter vom Fahrzeug entfernt befindet, beispielsweise im Treppenhaus einer Tiefgarage. Auch zusätzliche Sicherheitssysteme wie Parkkrallen, Lenkradsperren oder Ortungssysteme könnten für viele Autobesitzer eine Überlegung wert sein, rät die Polizei. Damit hat der BMW-Fahrer aus Ostheim gute Erfahrungen gemacht.
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