Stand: 21. Oktober 2025 6:01 Uhr
Spätestens wenn der Schulabschluss in Sicht ist, stellen sich viele Menschen die Frage: Was soll ich studieren bzw. welche Ausbildung soll ich machen? Obwohl viele Unternehmen auf der Suche nach neuen Talenten sind, liegen Träume und Realität oft noch weit auseinander. Ein Bericht von Hamburgs größter Jobmesse:
Tausende Teenager strömen durch die Hamburger Barclays Arena. Unter ihnen sind die 18-jährige Ksenia Ehrigsen und ihre beiden Klassenkameraden. Etwas verloren stehen sie vor dem Informationspunkt. Wo ist der Stand des Lebensmittelgroßhändlers? Und wo ist die Sprachschule? Du weißt noch nicht, wohin die Reise geht: heute auf der Jobmesse – und später, nach dem Abitur.
Es besteht eine Divergenz zwischen Ihren eigenen Wünschen und den Vorstellungen Ihrer Eltern

Die 18-jährige Ksenia pendelt zwischen Filmregie und Kfz-Mechatronik.
Ksenia hat einen Traum: bei einem Film Regie zu führen. Der Student denkt aber auch darüber nach, etwas Konkretes zu machen: „Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Da gehe ich in ganz unterschiedliche Richtungen.“ Doch wer entscheidet: Bauch oder Kopf? „Meine Eltern sind davon überzeugt, dass ich erst einmal eine richtige Ausbildung oder ein richtiges Studium machen sollte. Und dann könnte ich mich kreativ weiterentwickeln. Deshalb schaue ich, was Sinn macht, wo ich viel Geld verdienen kann und was auch benötigt wird.“
Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach jungen Talenten
Es werden viele gebraucht und das wissen auch die Jugendlichen. Scheinbar hat hier niemand Angst davor, keinen Job zu finden. Und deshalb buhlen die 180 Unternehmen um den Nachwuchs und nicht umgekehrt: mit kleinen Geschenken, kostenlosen Führerscheinen, Homeoffice. Auf viele Stellen können Sie sich direkt vor Ort bewerben.
Millionär werden – oder Lehrer?

Viel Geld verdienen – das wünschen sich viele der jungen Leute, darunter auch der 18-jährige Constantin.
5.000 potenzielle Arbeitskräfte schwirren durch die Halle, hin- und hergerissen zwischen dem Traum vom Jetset-Influencer und einer soliden Ausbildung inklusive Eigenheim. Wie der 18-jährige Constantin Tummescheit: „Mein Schritt ist eigentlich: Wenig arbeiten, viel Geld verdienen. Eine Ausbildung zum Millionär habe ich noch nicht gefunden – noch nicht, aber vielleicht schaffe ich es“, scherzt er. Er denkt aber über ein Lehramtsstudium nach: „Dann macht man es eher beruflich und nicht beruflich.“
Sein Klassenkamerad Daniel Löw möchte Fluglotse werden. Seine Priorität: Hauptsache, man darf sich nicht zu sehr anstrengen: „Die Ausbildung dauert einfach länger. Manchmal findet man sich in Jobs wieder, die ‚dienen‘.“ Man hört oft, dass die Azubis keinen Spaß haben, weil sie so langweilige Dinge tun müssen.
Verzerrte Karrierevorstellungen durch Influencer

Der Student Kaleb Driehorst befürchtet, dass KI Arbeitsplätze gefährden kann.
Geld oder Spaß – was ist wichtiger? Die meisten denken beides – und der Arbeitsplatz soll trotz künstlicher Intelligenz sicher sein. „Ich habe keine Lust, irgendetwas zu tun, wo in fünf Jahren ein Computer das für mich erledigen kann und ich am Ende arbeitslos bin“, sagt Kaleb Driehorst. Diese Sorge wird potenziellen Bewerbern am Stand des Fahrzeugherstellers FFG genommen. Vier Auszubildende rekrutieren hier Bewerber und Ausbildungsleiter Cristiano Tavares blickt stolz auf den Nachwuchs. Gute zu finden sei eine Herausforderung: „Wenn Studierende glauben, dass sie mit TikTok einfach viel Geld verdienen können und nichts dafür tun müssen, dann entspricht das nicht der Realität. Vielleicht schafft das einer von Zehntausenden.“
Speed-Coaching soll Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen
Auch Ksenia und ihre Freunde wissen nicht, wie sie später ihr Geld verdienen sollen. Seit vier Stunden sind sie in der Halle – und sie sind ziemlich erschöpft. Letzter Halt: Speed-Coaching im ersten Stock. Endlich Tageslicht und hoffentlich aufschlussreiche Tipps. Trainerin Jana Lüdtke nutzt verschiedene Methoden, um Stärken und Schwächen herauszufinden: „Ich würde gerne eine Ressourcenkarte mit dir machen, weil du immer noch am offensten bist.“ 30 Minuten später. Ksenias Kopf dreht sich. Aber sie lächelt: „Ich denke, das hat mir ein bisschen mehr gezeigt, dass ich vielleicht einfach dem folgen sollte, was ich wirklich tun möchte.“ Also zuerst etwas Kreatives und dann etwas Greifbares. Und vielleicht nicht auf deine Eltern hören, sondern auf dein eigenes Bauchgefühl.