AUDIO: Aufstieg mit 71: Zweifel am neuen Chef des staatseigenen Digitalkonzerns (1 Min)
Stand: 30. Oktober 2025 8:02 Uhr
Der überraschende Wechsel an der Spitze des landeseigenen Digitalunternehmens DVZ wird ein Thema für die Landespolitik sein. CDU-Fraktionschef Daniel Peters kritisierte, dass der 71-jährige Hubert Ludwig Leiter des Rechenzentrums werden solle. Auch die SPD-Fraktion hat Fragen.
Nicht wenige rieben sich zu Beginn der Woche verwundert die Augen: Finanzminister Heiko Geue (SPD) überraschte alle mit der Nachricht, dass er die Geschäftsführerin des Datenverarbeitungszentrums (DVZ), Uta Knuckles, entlassen habe – „mit sofortiger Wirkung“ nach gut zweijähriger Amtszeit. Geue ist verantwortlich für die DVZ und seit Sommer neuer Digitalminister. Geue übernahm das Amt vom zuletzt glücklosen Innenminister Christian Pegel (SPD). Noch überraschender war am Montag die zeitgleiche Bekanntgabe des Knuckles-Nachfolgers: Hubert Ludwig soll den Spitzenposten übernehmen; Der 71-Jährige war der Vorgänger der Knuckles und stand von 2005 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2023 an der Spitze der DVZ.
Fünfjahresvertrag

Hubert Ludwig, Geschäftsführer von Lotto Mecklenburg-Vorpommern (l.), Marina Möller, Vorsitzende des Förderkreises Festung Dömitz eV, Landrat Stefan Sternberg und der Hauptverwaltungsrat von Dömitz-Malliß, Ronny Schult
Ludwig kenne sich aus und passe in die Mannschaft, sagte Geue. Nach seiner Zeit als kommissarischer Leiter der Landeslotteriegesellschaft holte er Ludwig in die neue Digitalisierungsabteilung im Ministerium. Ludwig soll kein Übergangskandidat sein, Geue will ihm einen Fünfjahresvertrag anbieten; bei seinem zweiten möglichen Ruhestand wäre Ludwig dann 76 Jahre alt. Die überraschende Personalie löste am Dienstag auch Fragen in der SPD-Fraktion aus. Darauf konnte Geue allerdings nicht antworten; er soll in Baden-Württemberg unterwegs gewesen sein.
„Million Grave MV-PC“
Aus der CDU kommt derweil offene Kritik. Fraktionschef Daniel Peters sagte, es sei zweifelhaft, ob ausgerechnet Ludwig der Richtige sei, um die Digitalisierung voranzutreiben. Auch unter seiner Führung scheiterten Projekte, darunter – so Peters – der „millionenschwere“ MV-PC als geplanter einheitlicher Computerarbeitsplatz in der Landesverwaltung. „Die personelle Rochade sichert zwar Erfahrung, sendet aber ein klares Signal, dass Erneuerung und Modernität im digitalen Bereich offenbar zweitrangig sind“, kritisiert Peters. Gerade dort, wo das Land dringend Schnelligkeit, neue Impulse und technische Innovationen braucht, setzt die Landesregierung auf das Gestern statt auf das Morgen.
Auf dem Weg zur schwarzen Null
Die DVZ, die unter anderem für die IT-Sicherheit der Landesverwaltung zuständig ist, musste zuletzt einen Gewinneinbruch verkraften – das Plus sank von 4,7 Millionen Euro im Jahr 2023 auf knapp 500.000 Euro, wie das Finanzministerium mitteilte. In diesem Jahr wird das Unternehmen, das 700 Mitarbeiter beschäftigt, voraussichtlich nur die Gewinnschwelle erreichen. Für Uta Knuckle, die vom Flughafen BER zum DVZ kam, dürfte der Rauswurf keine Überraschung gewesen sein. Ihr Vertrag hätte wie geplant im August verlängert werden sollen. Weil das nicht geschah, war offenbar ein Ende in Sicht. Ihr Vertrag läuft bis Mitte 2026 – bis dahin ist sie freigestellt.
ZDMV gebootet?
Unterdessen erweitert Geue seinen neuen Aufgabenbereich „Digitalisierung“ und stockt auch personell auf. Er holte den IT-Experten Paul Rosenthal vom Landesamt für Finanzen in die neue Abteilung „Digitalisierung“. Gleichzeitig wird das von Minister Pegel ins Leben gerufene Zentrum für Digitalisierung (ZDMV) unter Behördenchefin Corina Croissant-Kannt ins Abseits gedrängt. Zu einem wichtigen Treffen in anderthalb Wochen im neuen Digitalministerium wird der ZDMV nach NDR-Informationen nicht mehr eingeladen. Die eigens geschaffene Behörde sollte die Digitalisierung und IT-Sicherheit in Ministerien und Landesbehörden vorantreiben, gilt jedoch als wirkungslos.



