Aufruhr bei WahlversammlungMartin Hikel macht es nicht mehr – Neuköllns SPD in der Krise
9. November 2025, 21:01 Uhr Uhr
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Martin Hikel ist seit 2018 Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln – und hat es sogar zu überregionaler Bekanntheit gebracht. Das hätte so weitergehen können. Doch Teile der parteieigenen Basis wollen dem 2,08-Meter-Hünen offenbar eine Lektion erteilen – und ihn damit vergraulen.
Nach dem Skandal vom Wochenende will die Neuköllner SPD in den nächsten Wochen einen neuen Bewerber für das Amt des Bezirksbürgermeisters finden. Amtsinhaber Martin Hikel gab am Samstag auf der Wahlversammlung seiner Partei überraschend bekannt, dass er bei der Wahl 2026 nicht mehr antreten werde.
Er begründete seine Entscheidung mit dem Ergebnis seiner Wahl zum Spitzenkandidaten: Nach Angaben des Kreisverbandes erhielt er 68,5 Prozent. Die Wahlversammlung der Neuköllner SPD wurde abgesagt.
Hikel sagte, sein Ergebnis gebe ihm „nicht genügend Rückenwind für einen erfolgreichen Wahlkampf als Bezirksbürgermeister, um die Herausforderungen in Neukölln in den kommenden Jahren zu meistern“. Seit 2018 ist er Bürgermeister von Berlin-Neukölln und seit 2024 Co-Vorsitzender der Berliner SPD.
Suche nach neuem Spitzenkandidaten
Nach dem Debakel hat nun der geschäftsführende SPD-Bezirksvorstand beraten. SPD-Mitbezirksvorsitzender Joachim Rahmann sagte am Sonntagabend, er sei zuversichtlich, dass bis Jahresende ein Spitzenkandidat gewählt werde. Er betonte außerdem: „Das Team für die Landesebene und das Programm stehen.“
Hikel wurde im März 2018 zur Neuköllner Bezirksbürgermeisterin gewählt – als Nachfolgerin von Franziska Giffey, die damals als Familienministerin in die Bundesregierung gewechselt war. Der heute 39-Jährige war zuvor Lehrer.
Als Bürgermeister des Kreises mit rund 330.000 Einwohnern agierte Hikel pragmatisch. So äußerte er sich schon früh kritisch über die Verbrechen arabischer Clans in seinem Bezirk oder plädierte für mehr Sauberkeit. Er identifizierte auch Probleme mit Antisemitismus. Er war oft im Fernsehen zu sehen und erlangte landesweite Bekanntheit. Hikel stieß mit seiner Politik auf Kritik der Parteilinken, die in der SPD Neukölln eine starke Rolle spielen.
In gewisser Weise sind die Vorgänge bei der Wahlversammlung auf Rangeleien und interne Querelen verschiedener SPD-Flügel zurückzuführen. Berichten zufolge machte Hikel vor der Versammlung deutlich, dass er nur dann wieder für das Neuköllner Rathaus kandidieren möchte, wenn er breite Unterstützung hätte.
