„Bundesliga schafft Punkteteilung ab“ – diese Schlagzeile in den österreichischen Medien sorgte Mitte Oktober für Aufsehen. Doch angeblich beruhte die Aufregung auf einem Missverständnis.
Denn: Das österreichische Fußball-Oberhaus schafft keine Unentschieden ab, sondern „nur“ einen umstrittenen Modus.
Ab der kommenden Saison und damit zu Beginn der neuen TV-Rechteperiode werden die bis dahin erreichten Punkte einer Mannschaft nach der Grundrunde nicht mehr geteilt.
Das bedeutet: Jede Mannschaft geht mit der vollen Ausbeute der Vorsaison in die anschließende Meisterschaftsrunde bzw. Abstiegsrunde. Die zwölfköpfige Liga wird in der entscheidenden Phase der Saison weiterhin wie bisher aufgeteilt sein.
Debatte um Punkteteilung in Österreich
Was soll die ganze Aufregung um die Regeländerung?
„Vereinfacht gesagt geht es um eine Frage: Gerechtigkeit versus Spannung. Ohne Punkteteilung ist es gerechter. Mit Punkteteilung ist es spannender“, sagt Peter Altmann vom Kleine Zeitung im Gespräch mit SPORT1: „Wer gegen künstlich erhöhte Spannung ist, sollte respektiert werden. Denn am Ende geht es um die Existenz.“
Bundesliga-Boss Christian Ebenbauer gab im Zuge der Aussetzung der 2018 eingeführten Regelung zu: Die Punkteaufteilung sei „ein wiederkehrendes Diskussionsthema – insbesondere aus sportlicher Sicht“.
Die Debatte läuft auch nach der Entscheidung weiter, ist in Österreich aber kein übergreifendes Thema, wie Altmann anmerkt.
„Natürlich wird darüber diskutiert. Einige werden erleichtert sein, andere weniger. Ich glaube nicht, dass es so große Wellen schlagen wird. An der Situation hat sich dadurch nicht viel geändert“, sagt er und gibt zu: „Es ist ein starkes Argument, dass die Gerechtigkeit jetzt größer ist.“
Hauptkritikpunkt war die Abwertung der sportlichen Leistungen des Grunddurchgangs. Durch die Halbierung der Punkte wird den Mannschaften nach einer bisher schwachen Saison, insbesondere im Hinblick auf die Abstiegsrunde, eine zweite Chance gegeben. Davon profitierte beispielsweise bereits der SCR Altach im Kampf um den Klassenerhalt.
„Es war eher der Angstfußball, der dominierte“
Altmann nennt einen weiteren Nachteil der Punkteteilung: „Es hat nicht zur Attraktivität des Fußballs in der Qualifikationsgruppe beigetragen, weil der Angstfußball dominiert hat. Das Wichtigste war, nicht zu verlieren.
Grund für den Wechsel war auch die Dominanz des ehemaligen Serienmeisters Red Bull Salzburg, die Sturm Graz mit den Titelgewinnen 2024 und 2025 brach. Beide Teams stehen derzeit punktgleich an der Tabellenspitze.
Bundesliga-Playoffs gegen Bayern-Dominanz
Auch hierzulande kommt immer wieder die Idee auf, die Bundesliga angesichts der Dominanz des FC Bayern mit Playoffs spannender machen zu wollen.
„Wenn die Bayern wieder jahrelang mit vielen Punkten Vorsprung dominieren würden, könnte man darüber diskutieren. Das ist auf jeden Fall interessant und eine Überlegung wert“, sagte Jérôme Boateng im Sommer SPORT1-Interview.
Bevor er seine Karriere beim Linzer ASK beendete, machte er eigene Erfahrungen mit dem Sondermodus einer Meisterschaftsrunde mit halbierten Punkten. „Ich finde es interessant, auch wenn es für mich völlig neu war“, sagte Boateng.
Allerdings zeigt die Abschaffung der Punkteteilung in Österreich, dass diese Idee auch ihre Schwächen hatte.
 
			 
					