Sensationelle Enthüllungen in der israelischen Zeitung „Israel Hayom“: Libanesische Hisbollah-Terroristen sollen UN-Soldaten bestochen haben, um von ihren Grenzposten aus Angriffe auf Israel verüben zu können. Diese brisanten Informationen sollen von inhaftierten Terroristen stammen.
Seit Jahren und zunehmend seit Kriegsausbruch im Oktober letzten Jahres führt Israel einen Kampf nicht nur gegen seine unmittelbaren Feinde, sondern auch gegen die Weltmeinung. Es scheint sich immer weiter gegen den jüdischen Staat zu wenden. Die Situation hat sich zuletzt erneut verschärft. Hintergrund sind israelische Angriffe auf UN-Truppen der UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) im Südlibanon, über die die UN berichten.
UNIFIL ist vom UN-Sicherheitsrat beauftragt, die libanesische Armee bei der Umsetzung der Resolution 1701 aus dem Jahr 2006 zu unterstützen und die verschiedenen Verstöße dagegen zu dokumentieren. Im Juni arbeiteten fast 11.000 Menschen an der Mission. Davon sind gut 10.000 Soldaten, die aus 49 Ländern, darunter auch europäischen Ländern, stammen. Deshalb ist es für Israel besonders heikel, wenn es Meldungen über israelisches Feuer auf UNIFIL-Truppen gibt, denn dadurch gerät der jüdische Staat automatisch in Konflikt mit den Truppen stellenden Ländern.
Bargeldbunker unter dem Krankenhaus
Libanon: Die israelische Armee nimmt die Finanzstruktur der Hisbollah ins Visier
Dementsprechend haben zahlreiche israelische Verbündete die Ereignisse scharf verurteilt, darunter auch Deutschland. Viele Medien nehmen dies auch zum Anlass, noch einmal den großen Silberbesteck gegen Israel hervorzuheben. Dies äußerte sich kürzlich Christoph Reuter, der für die tätig war Spiegel Im Libanon hieß es in einem Leitartikel, die Angriffe auf UNIFIL seien nichts weniger als eine „Kriegserklärung“ Israels „an die Weltordnung“. Sein Narrativ: Die Angriffe auf die UN-Truppen waren Teil einer ganzen Reihe israelischer Aktionen, die zeigten, dass Israel internationale Institutionen ins Visier nahm.
Vielleicht könntest du eine Nummer kleiner wählen? Wie immer ist die Situation viel komplizierter, die Realität weist viele Grautöne auf, die in einem solch einseitigen Anti-Israel-Kommentar völlig verloren gehen. Das fängt schon damit an, dass die UNIFIL-Truppen nicht erst seit gestern Angriffen ausgesetzt sind, und schon gar nicht ausschließlich von israelischer Seite. Vielmehr wird ihre Arbeit im Libanon seit langem behindert.
Es gibt viele solcher Vorfälle und sie werden offiziell dokumentiert – von UNIFIL selbst. Man muss nur einen Blick auf den jüngsten Bericht des UN-Generalsekretärs an den Sicherheitsrat zur Umsetzung der oben genannten Resolution 1701 werfen. Er stammt aus dem Juli 2024 und verzeichnet zwischen dem 21. Februar rund 40 Vorfälle auf der libanesischen Seite der Grenze und 20. Juni 2024 allein (vor der umfangreichen israelischen Bodenoperation), die meisten davon ohne israelische Beteiligung.
Dies führte zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der UNIFIL-Patrouillen; Teilweise waren auch Gewalt oder Gewaltandrohungen im Spiel. Der Bericht erwähnt bedrohlich „Einzelpersonen“ oder „Zivilisten“, die plötzlich auftauchten und die UNIFIL-Patrouillen stoppten. Am 26. März geriet eine Einheit sogar unter direkten Beschuss. Ende Februar wurden UNIFIL-Truppen in den südlichen Vororten Beiruts vorübergehend festgenommen, verhört und ihre Fahrzeuge durchsucht.
Wer genau dahinter steckt, ist unklar. Aber es liegt auf der Hand, dass die schiitische Hisbollah-Miliz etwas damit zu tun hat. Sie kontrolliert einen großen Teil des Südlibanon und Südbeiruts und hat kein Interesse daran, dass UNIFIL-Truppen ihre Waffendepots entdecken. Seltsamerweise haben diese Vorfälle keine internationalen Schlagzeilen gemacht. Selbst Spiegel-Kommentator Christoph Reuter sah sich nicht dazu veranlasst, einen Leitartikel über eine „Kriegserklärung an die Weltordnung“ zu schreiben. Die internationale Besorgnis über die UNIFIL-Truppen wurde erst lauter, als israelische Angriffe gemeldet wurden.
Was diese Angriffe betrifft, sind die Einzelheiten der Umstände umstritten und es ist wie üblich schwierig, aus der Ferne Licht auf die Kriegsinformationen zu werfen. Ein Beispiel: Bei einem der Vorfälle feuerten israelische Truppen am 11. Oktober auf einen UNIFIL-Posten und verletzten dabei Berichten zufolge zwei Missionsvertreter. Israel bestritt dies nicht, sagte aber, es habe damals eine Bedrohung gegeben, deren Quelle etwa 50 Meter vom UN-Posten entfernt gewesen sei.
Die Genfer Konvention hat nie funktioniert
Wie wird Israels Überlebenskrieg enden?
Dies ist schwer zu überprüfen und selbst umfangreiche OSINT-Recherchen (also Recherchen auf der Grundlage öffentlich zugänglichen Materials wie Satellitenbildern) können keine hundertprozentige Klarheit liefern. Grundsätzlich gilt jedoch zu beachten und zu berücksichtigen, dass im Südlibanon ein Krieg herrscht und die Hisbollah in diesem Krieg unter völliger Missachtung des Völkerrechts agiert.
Israel hat wiederholt Bedenken geäußert, dass Hisbollah-Terroristen Raketen aus der unmittelbaren Nähe von UNIFIL-Posten abgefeuert hätten und dass Tunnelausgänge in der Nähe von UN-Stützpunkten lägen. Dass UNIFIL-Soldaten in einer solchen Situation schnell ins Kreuzfeuer geraten können, ist grundsätzlich alles andere als absurd.
Darüber hinaus muss sich UNIFIL fragen, ob sie den Zweck ihrer Aufgabe erfüllen kann oder überhaupt will. Das berichtete die israelische Zeitung am Montag Israel Hajom Unter Berufung auf israelische Quellen sagten verhaftete Hisbollah-Terroristen, sie hätten UNIFIL-Personal bestochen. Im Gegenzug hätten sie die Positionen der Blauhelme nutzen und die Kontrolle über UNIFIL-Überwachungskameras für ihre Zwecke übernehmen können.
Es klingt ein wenig nach der Verbindung, die zwischen Terroristen und dem UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) besteht. Wie die UNRWA operiert UNIFIL in einem Umfeld, in dem sie ständigem Druck durch Terroristen ausgesetzt ist. Es ist offensichtlich, dass hier Absprachen und stillschweigende Vereinbarungen getroffen werden. Ein Unterschied zur UNRWA besteht jedoch darin, dass die UNRWA stark auf lokales Personal angewiesen ist, während die UNIFIL-Truppen aus dem Ausland kommen.
Hilfsorganisation beschäftigt Terroristen
UNRWA bestätigt: Hamas-Führer im Libanon war ein Mitarbeiter der UN-Organisation
Eines ist sicher: Die UNIFIL-Mission hat nichts gebracht. Die Berichte des UN-Generalsekretärs über die Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution 1701 enthalten stets das gleiche ernüchternde Fazit: „Es gab keine Fortschritte bei der Entwaffnung bewaffneter Gruppen.“ Der Schlüsselsatz dieser Resolution war jedoch die Entwaffnung der Hisbollah im Südlibanon. Damit sollte die Sicherheit Israels nach dem Libanonkrieg 2006 gewährleistet werden. Das Gegenteil geschah: Die Hisbollah wurde nach 2006 stärker als je zuvor. Vor diesem Hintergrund klingt die Behauptung im oben erwähnten Spiegel-Editorial, Israel greife UNIFIL an, „weil es eine Resolution des Weltsicherheitsrates umsetzt“, wie Hohn.
Über die Ursache des Scheiterns lässt sich nun streiten. Der UN-Sicherheitsrat hat UNIFIL das Recht eingeräumt, „alle notwendigen Maßnahmen“ zu ergreifen, um sicherzustellen, dass der Südlibanon nicht für feindselige Aktivitäten missbraucht wird. Andererseits wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das Mandat zu schwach sei. So oder so ist am Ende die vielgepriesene „internationale Gemeinschaft“ mitverantwortlich für das Scheitern. Vielleicht fühlt sie sich dabei ertappt und kritisiert Israel nun noch lauter.
Die Israelis haben die UNIFIL längst zum Rückzug aus der Kampfzone aufgefordert. Wer von niederen Beweggründen ausgeht, macht es sich zu einfach. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass UNIFIL in der gegenwärtigen Situation eine nennenswerte Bedeutung hat. Deshalb sollte man es aus der Schusslinie nehmen, anstatt es in blinder Phraseologie zu beharren. Und dann sollten unsere Politiker sich selbst prüfen und sich kritisch fragen, was genau bei dieser vielgepriesenen Mission schiefgelaufen ist.