Bundesinnenminister
Alexander Dobrindt (CSU) will trotz weitgehend zerstörter Infrastruktur weiterhin Menschen nach Syrien abschieben. „Wir sind dabei, Rückführungen nach Syrien vorzubereiten“, sagte Dobrindt zum Auftakt einer lokalen Konferenz in Mannheim.
Auslöser der Debatte war Außenminister Johann Wadephul bei einem Besuch in Syrien letzte Woche. Nach einem Besuch in einem vom Bürgerkrieg zerstörten Vorort von Damaskus sagte er, dass die Menschen dort kaum in Würde leben könnten. Das Auswärtige Amt warnt offiziell vor Reisen nach Syrien. Die Sicherheitslage sei instabil und es komme in verschiedenen Teilen des Landes immer noch zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
Dobrindt betont Koalitionsvertrag
Wadephul sagte, jeder, der in die deutsche Gesellschaft passe und sich integriere, sei willkommen. Allerdings stehen sie mit der syrischen Regierung bezüglich der Rückführung einzelner Schwerkrimineller in Kontakt. Parteikollegen widersprachen Wadephul: „Mit dem Ende des Bürgerkriegs gebe es keinen Grund mehr zur Flucht“, sagte Sachsen-Anhalts CDU-Chef und Bundespräsidiumsmitglied Sven Schulze. Der Grad der Zerstörung in einem Land ist dafür kein geeignetes Argument AbschiebungenDer stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Günter Krings (CDU) pflichtete ihm bei.
Dobrindt sagte nun, er wolle den Koalitionsvertrag weiter durchsetzen, in dem die Regierung die Abschiebung von Kriminellen nach Syrien und Afghanistan beschlossen habe.
Der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer versuchte, den Eindruck eines internen Streits zu zerstreuen: Bei genauem Hinsehen gebe es „überhaupt keinen inhaltlichen Dissens oder Widerspruch“, sagte er. Es gilt, die Lage in der Region zu stabilisieren – um eine freiwillige Rückkehr zu ermöglichen. Rückführungen von Straftätern nach Syrien sollten ermöglicht werden, wenn dies rechtlich zulässig sei, sagte Meyer. Bei der Beurteilung wird die Situation vor Ort eine Rolle spielen.
Abschiebeabkommen mit der radikalislamischen Terrorgruppe Taliban
Vor einigen Wochen gab Dobrindt bekannt, dass ein Abschiebeabkommen zwischen der Bundesregierung und den Taliban, der in Afghanistan herrschenden radikalislamischen Terrorgruppe, kurz vor dem Abschluss stehe. Jetzt sagte er, dass die Regierung bereits damit begonnen habe, Kriminelle nach Afghanistan abzuschieben. Sie sind dabei, regelmäßig Abschiebungen über Linienflüge zu organisieren.
An Dobrindts Vorgehen und Verhandlungen mit der international nicht anerkannten Taliban-Regierung gibt es Kritik, auch von Seiten von Menschenrechtsorganisationen. Seit der Machtübernahme Taliban Die Menschenrechtslage vor Ort hat sich drastisch verschlechtert.
