Der Journalist und Reporter Thilo Mischke steht nach Sexismus-Vorwürfen in der Kritik. Seine Neubesetzung als Moderator der Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ hat heftigen Widerstand in der Branche ausgelöst. Mehr als 100 Autoren und Kulturschaffende haben sich nun in einem offenen Brief an die zuständige Programmdirektion der ARD gewandt. Sie fordern, dass sich der Sender der Verpflichtung stellt, gegen Sexismus einzustehen.
Thilo Mischke habe sich – entgegen der Behauptung der ARD – bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert, schreiben die Kulturschaffenden. „Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung ‚ttt – titel thesen temperamente‘ schließen wir deshalb für uns aus.“
Kurz vor Weihnachten hatte die ARD bekannt gegeben, dass Mischke ab Mitte Februar 2025 gemeinsam mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. Zudem starte Mischke einen Kultur-Podcast mit Jule Lobo.
An der Personalie entzündete sich danach in sozialen Medien Kritik, die sich auf dessen Vergangenheit bezog. Im Gespräch war etwa sein Buch „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“ oder „In 80 Frauen um die Welt“. In Letzterem aus dem Jahr 2010 beschreibt der Protagonist eine Wette, bei der er Sex mit 80 Frauen aus verschiedenen Ländern haben muss, um eine Weltreise finanziert zu bekommen.
Zusätzlich sorgt eine Aussage aus seinem Podcast „Uncovered“ von 2019 für Empörung. Darin erklärte Mischke, dass der Homo sapiens evolutionsbiologisch überlebt habe, weil Männer Frauen vergewaltigt hätten. Konkret heißt es: „Frauen wurden hart vergewaltigt in der Urmenschenzeit und überlebt haben die, die den Gendefekt hatten ‚Meine Vagina wird feucht‘, weil sie eben keine inneren Verletzungen bekommen haben beim Geschlechtsverkehr.“
„Frauenverachtung auch im Jahr 2024 immer noch gut für die Karriere“
Kritiker werfen dem ehemaligen ProSieben-Moderator vor, wiederholt sexistische und misogyne Stereotype zu bedienen. „Sexismus zerstört Karrieren, aber halt immer nur die von Frauen“, hieß es in einem Online-Kommentar. In anderen wurde geschrieben: „Frauenverachtung einfach auch im Jahr 2024 immer noch gut für die Karriere“ oder „Hui, am Tag, wo in Frankreich der Pélicot-Prozess endet, bekommt Mr. ,In 80 Frauen um die Welt‘ ‘ne Kultursendung im ÖRR“.
Die ARD betonte: „‚ttt‘ stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.“ Seit der Veröffentlichung habe er sich „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“, hieß es weiter in dem ARD-Statement. Er habe sich mehrfach öffentlich der Kritik gestellt und für seine Ausdrucksweise entschuldigt.
Die ARD hob hervor, dass Mischke als Journalist vielfach ausgezeichnet worden sei. Seine Kompetenz als Journalist und Reporter habe er vielfach unter Beweis gestellt. Die ARD teilte weiter mit, man freue sich auf Mischke und seine Sicht auf Kultur.