11. Oktober 2025 – 8:06 UhrLesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel um Täuschung und Strategie – ist das mit dem Rundfunkbeitrag vereinbar? Das neue ARD-Format „Werwölfe“ sorgt für Diskussionen.
Die ARD sorgt derzeit mit einer ungewöhnlichen Reality-Show für viel Aufsehen. „Werwölfe – Das Spiel der List und Täuschung“ ist seit dem 9. Oktober vollständig in der Mediathek verfügbar – die ersten beiden Folgen wurden am 2. Oktober im ARD-Hauptprogramm gezeigt. In dem Format stellen sich dreizehn Teilnehmer einem psychologischen Taktikspiel basierend auf dem Brettspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“.
Ohne prominente Besetzung, aber mit ausgefeiltem Täuschungskonzept und Gruppendynamik: In jeder Folge müssen die Spieler herausfinden, wer von ihnen die Rolle eines „Werwolfs“ übernimmt. Dabei ist nicht nur Intuition gefragt, sondern auch gezielte Manipulation, Menschenkenntnis und strategisches Denken. Das Teilnehmerfeld ist vielfältig – darunter ein Schachgroßmeister, ein Psychologe, ein Rapper, ein Pokerspieler und ein Cybersecurity-Experte.
Schon bevor alle Folgen gezeigt wurden, stieß die Produktion auf Kritik. TV-Moderator Hugo Egon Balder äußerte sich Anfang der Woche im „Road to Glory“-Podcast zu dem Format: Seiner Meinung nach dürfe es den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht gestattet sein, für solche Inhalte eine Sendegebühr zu erheben. Balder sieht in „Werwölfe“ ein Beispiel für eine Entwicklung, bei der der ursprüngliche Bildungs- und Kulturauftrag verloren geht. Erstere produziere inzwischen Formate, „die mit dem Auftrag, den sie einmal hatten, nichts mehr zu tun haben“, sagte Balder in einem Interview und fuhr fort: „Es ist alles nur aufgewühlter Mist.“
Die Argumentation geht so: „Werwölfe“ weist eine strukturelle Ähnlichkeit zu Formaten aus dem Privatfernsehen auf. Insbesondere RTL hatte „Die Verräter – Traue niemandem!“ eine vergleichbare Produktion ist bereits im Programm. Auch dort geht es um List, Täuschung und strategische Entscheidungen im isolierten Setting. Eine ARD-Kopie sei daher unnötig, so der ehemalige Moderator von Sendungen wie „Tutti Frutti“ oder „Genial Neben“.
Auf die deutlichen Unterschiede geht Hugo Egon Balder allerdings nicht ein: „Werewolves“ hat keine prominente Besetzung und unterscheidet sich auch in Konzept und Tonalität. Im Gegensatz zu „Die Verräter“ können die Zuschauer der ARD-Serie miträtseln, weil sie weitgehend im Unklaren darüber bleiben, wer die sogenannten Werwölfe sind.
Komiker Michael Kessler, der alle Folgen aus dem Off kommentiert, widerspricht Hugo Egon Balder: „Es heißt immer, dass die ARD moderner werden soll – und ich denke, das wird sie auch, nicht zuletzt durch dieses Format. Als öffentlich-rechtlicher Sender sollte sie dieses Genre bedienen“, sagt er im Interview mit dem Sender mit Blick auf die Frage, ob die ARD mit ihrem ersten Reality-Format in der Geschichte des Senders ein Genre bedient, das sonst nicht zuzuordnen ist zum Privatfernsehen.