Die Bilder sind schrecklich: Übereinander gestapelte Autos in überfluteten Straßen. Flüsse, die ihren zerstörerischen Weg vom eigentlichen Flussbett weg bahnen. Und immer wieder Menschen, die fassungslos vor den schlammbedeckten Überresten ihres Hab und Guts stehen. Und die das Glück haben, mit dem Leben davongekommen zu sein.
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Die Bilder stammen dieser Tage aus Spanien, das von verheerenden Regenfällen heimgesucht wurde und mehr als 100 Menschen das Leben kostete. Doch trotz solch gewalttätiger Bilder gerät das Thema Klimawandel immer wieder aus dem Fokus. Wie kann das sein?
Mehr als 150 Tote bei Unwettern in Spanien
Spanien trauert: Ein als „Cold Drop“ bekanntes Wetterphänomen hat Hunderte Menschen getötet.
Quelle: dpa
Erst vor wenigen Monaten standen weite Teile Süddeutschlands unter Wasser. Und erst vor zehn Wochen wurden die Überschwemmungen, die Teile Österreichs, Kroatiens und Sloweniens überschwemmten, auch im Osten Deutschlands mit Schrecken erwartet – wo es glücklicherweise nicht ganz so schlimm war wie befürchtet.
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Es ist menschlich, solch unangenehme, sogar beängstigende Bilder weit von sich selbst zu verdrängen. Doch die meisten Ursachen für diese Entwicklung sind menschlich – im Sinne von menschengemacht. Es ist wichtig, die Sache gelassen zu betrachten und Schlussfolgerungen zu ziehen, sonst droht noch mehr Desaster.
Das Mittelmeer ist im Oktober immer noch rekordverdächtig heiß
In Spanien war ein Wetterphänomen namens „Cold Drop“ die Ursache für die Überschwemmungen; Sie tritt in der Region häufiger im Herbst auf und wird durch ein Höhentief ausgelöst. In diesem Fall war es so zerstörerisch, weil das Mittelmeer im Oktober noch Rekordtemperaturen hatte und extrem viel Feuchtigkeit an die Luft abgab. Ungewöhnlich warmes Meerwasser, das wie ein Schwamm von der heißen Luft aufgesaugt wurde, verursachte im Herbst 2023 auch den verheerenden Wirbelsturm, der die Stadt Darna in Libyen regelrecht wegspülte. Im Mittelmeer wütete ein ausgewachsener Tropensturm.
Ein Mann steht vor Häusern in der von Überschwemmungen betroffenen spanischen Stadt Utiel.
Quelle: Manu Fernandez/AP/dpa
Mittlerweile dürfte jedem klar sein: Die Erwärmung der Ozeane, die auch die Polarregionen nicht verschont und dort das Eis zum Schmelzen bringt, hat oft dramatische Folgen. Der Grund dafür ist – das wissen wir schon lange – der zunehmende Ausstoß von Treibhausgasen und vom Menschen verursachten Treibhausgasen. Ein Teil des Temperaturanstiegs in der Atmosphäre wird wiederum von den Ozeanen absorbiert.
Hoffentlich werden die Schrecken der Überschwemmungen in Spanien bis zur diesjährigen Weltklimakonferenz nachwirken. In Aserbaidschan, einem weiteren Ölstaat nach den Vereinigten Arabischen Emiraten im vergangenen Jahr, kommen ab dem 11. November Regierungsvertreter und Klimaexperten aus aller Welt zur COP29 zusammen, um vor allem über eines zu sprechen: Geld. Genauer gesagt um das Geld, das reiche Industrieländer an ärmere Staaten zahlen sollen, die besonders unter dem Klimawandel leiden, ohne wirklich selbst dafür verantwortlich zu sein.
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Entschädigung für Verluste
Ihre Verluste und Schäden sollten entschädigt werden. Die Frage ist nur: Wie viel? Und: Wer zahlt in diesen Fonds ein? Nur reiche Industrieländer – oder vielleicht nicht auch arabische Ölstaaten? China, das besonders viele Treibhausgase in die Luft bläst und auch wieder Kohlekraftwerke baut? Bisher lautete das Versprechen, dass die Industrieländer bis 2025 wirtschaftlich ärmere Länder mit 100 Milliarden Dollar jährlich unterstützen werden. Doch dieses Abkommen läuft aus. Es muss neu verhandelt werden – und zwar hart, denn Experten schätzen, dass die tatsächlich benötigte Menge zehnmal so hoch ist.
Streitigkeiten sind daher vorprogrammiert und Verschiebungstaktiken sind zu erwarten. Mittlerweile ist der Klimawandel längst Realität. Es betrifft auch reiche Länder wie Deutschland und Spanien, aber vor allem trifft es die Schwachen. Wegschauen hilft nicht. Sparen Sie auch nicht an den falschen Stellen. Allerdings ist auch in Deutschland eine konsequente Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Umsetzung der Klimaziele unerlässlich.
https://www.ln-online.de/politik/ueberschwemmung-in-spanien-zeichen-des-klimawandels-kurz-vor-der-weltklimakonferenz-3HXLI3OREBE3FKGOI2SVGT437I.html