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Anna war 15 Jahre lang Sexarbeiterin – warum sie gegen ein Verbot ist

Elke by Elke
November 12, 2025
in Lokalnachrichten
Anna war 15 Jahre lang Sexarbeiterin – warum sie gegen ein Verbot ist

Ginge es nach Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, könnte Anna die Arbeit, mit der sie fast 15 Jahre lang ihren Lebensunterhalt verdiente, nicht mehr ausüben. Der CDU-Politiker forderte kürzlich ein Verbot des Sexkaufs. Anna, die anonym bleiben möchte, arbeitete selbst als Sexarbeiterin, in Bordellen, Laufhäusern, als Escort und Masseurin.

Mit diesen Jobs begann sie noch während ihres Abiturjahrs, im Alter von 19 Jahren. Damals sei es für sie angesichts ihrer wirtschaftlichen Lage die beste Möglichkeit gewesen, Geld zu verdienen, erzählt Anna FOCUS. Heute, mit Mitte 30, ist sie inaktiv, engagiert sich aber weiterhin als Aktivistin für Sexarbeiterinnen und kann sich vorstellen, ihre bisherige Arbeit wieder aufzunehmen. „Ich habe nie unter Druck gearbeitet. Es war immer meine freie Entscheidung“, sagt sie. Ein Verbot, wie Klöckner es fordert, hält sie für kontraproduktiv.

Was steckt eigentlich hinter der Initiative? Was würde ein Sexkaufverbot bringen? FOCUS hat sich die Fakten, die Positionen von Befürwortern und Gegnern angeschaut und mit Menschen gesprochen, die täglich mit Sexarbeit in Berührung kommen.

So funktioniert das nordische Modell

Als Klöckner kürzlich bei der „Heroine Awards“-Verleihung in Berlin zu Gast war, sagte sie in ihrer Rede: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Prostitution und Sexkauf in diesem Land endlich verbieten müssen.“ Die aktuelle Gesetzgebung in Deutschland schütze Prostituierte noch nicht ausreichend, sagte Klöckner. Weder das Prostitutionsgesetz noch das Prostituiertenschutzgesetz würden die Rechte von Frauen in der Prostitution nachhaltig stärken. Prostitution als „Beruf wie jeden anderen“ zu bezeichnen, sei „eine Herabwürdigung von Frauen“. Deutschland bezeichnete es als „das Hurenhaus Europas“.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) fordert ein Verbot des Sexkaufs

Ihre Parteikollegin, Gesundheitsministerin Nina Warken, sieht das genauso. Auch sie warnte kürzlich in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, dass Deutschland nicht länger „das Bordell Europas“ sein dürfe.

Beide befürworten das sogenannte nordische Modell, bei dem der Kauf sexueller Dienstleistungen und die organisierte Vermittlung unter Strafe gestellt werden. Der Verkauf bleibt jedoch straffrei. Dadurch werden Freier und Zuhälter kriminalisiert, Prostituierte jedoch nicht. Unterstützung erhalten sie auch durch Ausstiegsprogramme. Schweden war das erste Land, das das Modell 1999 eingeführt hat. Mittlerweile haben es unter anderem Norwegen, Island, Kanada und Frankreich übernommen.

Deutschland – das „Hurehaus Europas“?

In Deutschland ist Prostitution jedoch erlaubt. Nach dem Prostitutionsgesetz von 2002 gilt Sexarbeit als legale Dienstleistung. Immerhin haben hierzulande fast 27 Prozent der Männer bereits für Sex bezahlt, zeigt die Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ aus dem Jahr 2022.

Die letzte große politische Reform erfolgte 2017 mit dem Prostitutionsschutzgesetz. Seitdem müssen sich Prostituierte registrieren lassen. Auch Betriebe wie Bordelle müssen eine Genehmigung einholen. Ende 2024 waren in Deutschland rund 32.300 Prostituierte behördlich registriert.

Anna steht der aktuellen Gesetzgebung kritisch gegenüber. „Nach dem neuen Gesetz habe ich mich nie offiziell registriert“, sagt sie. Sie findet die Meldepflicht und den sogenannten „Hurenpass“, der Sexarbeiterinnen als Meldebescheinigung ausgestellt wird, diskriminierend. „Durch die Beratungssituation und den Hurenausweis besteht die Gefahr, dass Menschen in der Sexarbeit geoutet werden“, sagt Anna.

Tatsächlich zeigt der in diesem Jahr veröffentlichte Evaluierungsbericht des Bundesministeriums für Bildung, Familie und Frauen, dass sich nur ein Bruchteil der Menschen, die in der Prostitution tätig sind, bei den Behörden registrieren lässt. Viele haben Angst vor Diskriminierung. Während der obligatorische Registrierungsprozess dazu beigetragen habe, dass Sexarbeiterinnen besser über ihre Rechte und Gesundheitsrisiken informiert seien, bleibe die Stigmatisierung durch das Gesetz ein großes Problem, heißt es in dem Bericht.

Kritik an der Initiative von Klöckner und Warken

Auch Anna kritisiert: „Es gibt keinen Austausch mit der Politik. Meiner Meinung nach wird Sexarbeit als Randthema behandelt.“ Sie kritisiert, dass Politiker wie Klöckner und Warken den Begriff „Prostitution“ als Überbegriff für freiwillige Sexarbeit, Menschenhandel, Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung verwenden. „Aber das sind völlig unterschiedliche Dinge. Man sagt uns, dass das echte Arbeit ist, die viele Menschen alleine machen“, sagt Anna.

Für den Evaluierungsbericht wurden 2.300 Personen befragt. 64 Prozent von ihnen gaben an, dass sie mit der Prostitution begonnen hätten, weil sie Geld für sich selbst verdienen müssten. 57 Prozent gaben an, dass Prostitution für sie zu Beginn ihrer Berufstätigkeit „normale Arbeit“ gewesen sei. Nach Weiterarbeit sagten dies 68 Prozent. Hingegen nannten rund sieben Prozent der Befragten Nötigung und Drohungen als Grund für die Aufnahme von Sexarbeit.

Das Bundeskriminalamt (BKA) geht derzeit von einer hohen Dunkelziffer aus. Prostituierte werden oft von Freunden oder Familienmitgliedern in die Prostitution gebracht und ausgebeutet. Das BKA schreibt auf seiner Website, dass die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in den Herkunftsländern häufig ausgenutzt würden und Prostitution als gute Möglichkeit zum Geldverdienen dargestellt werde. Die Opfer stammen häufig aus Ost- und Südosteuropa.

Anna sieht in dem nordischen Modell, das Klöckner und Warken fordern, keine Lösung für die Probleme von Sexarbeiterinnen, egal ob sie freiwillig oder unter Zwang arbeiten. Sie befürchtet vielmehr, dass sich die bestehenden Missstände verschärfen. „Durch das nordische Modell geht es allen in der Branche schlechter. Gewalt und Unsicherheit nehmen zu, und das betrifft nicht nur freiwillige Sexarbeit, sondern auch Menschen, die von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung betroffen sind.“

Diese Einschätzung teilt Tamara Degenhardt-Kirchmeyer, Sozialarbeiterin und Abteilungsleiterin bei Kober Dortmund, einer Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen und Frauen in prekären Lebenssituationen. Sie warnt FOCUS, dass ein Sexkaufverbot den Zugang zu den Betroffenen deutlich erschweren würde: „Beratungsstellen wie wir hätten immer weniger Möglichkeiten, Menschen in der Sexarbeit überhaupt zu kontaktieren, um zu sehen, wie es ihnen geht.“

Degenhardt-Kirchmeyer sieht im nordischen Modell eine Bedrohung für die Sicherheit von Sexarbeiterinnen: „Unsere Sorge ist, dass das Modell weiterhin zu ausbeuterischen Strukturen führt. Damit die Menschen weiterhin ihr Geld verdienen können, arbeiten sie dann am Rande. Sie würden ihre Tätigkeit wahrscheinlich im Verborgenen ablaufen lassen.“ Dadurch könnten Strukturen entstehen, die Menschen erpressbar machen. Dieser wichtige Sicherheitsaspekt wird von Sozialarbeitern als äußerst problematisch angesehen.

„Beratungsstellen wie wir hätten immer weniger Möglichkeiten, Menschen in der Sexarbeit überhaupt zu kontaktieren, um zu erfahren, wie es ihnen geht.“

Tamara Degenhardt-Kirchmeyer, Sozialarbeiterin und Abteilungsleiterin bei Kober Dortmund, einer Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen und Frauen in prekären Lebenssituationen

Die Studiensituation ist gemischt

Befürworter des nordischen Modells argumentieren hingegen, dass ein Sexkaufverbot die Nachfrage nach Prostitution verringern würde und somit auch den Menschenhandel eindämmen könnte. Im Jahr 2019 haben die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages europäische Studienergebnisse zum Nordischen Modell zusammengefasst. Sie kommen zu einem gemischten Ergebnis.

Der schwedische „Skarhead Report“ aus dem Jahr 2008 zeigt, dass die Straßenprostitution seit Einführung des Verbots um die Hälfte zurückgegangen ist. Das Gesetz hat somit eine abschreckende Wirkung auf Kunden. Die Befürchtungen, dass die Prostitution in den Untergrund gehen könnte, haben sich nicht bestätigt. Es gibt weniger Menschenhandel. Dem Bundestagsbericht zufolge ist bis heute umstritten, ob die Studie wissenschaftlichen Kriterien genügt.

Allerdings würden spätere Veröffentlichungen, die sich mit dem Modell befassen, auch negative Aspekte hervorheben. Beispielsweise hat die Gesetzgebung die soziale Stigmatisierung von Sexarbeit verstärkt. Sexarbeiterinnen sind polizeilicher Repression ausgesetzt. Auch Studien aus anderen europäischen Ländern kommen dem Bericht zufolge zu unterschiedlichen Einschätzungen.

Die Liberalisierung der Prostitution ist gescheitert?

Und so ist es nicht verwunderlich, dass das politische Thema immer wieder zur Sprache kommt. Im vergangenen Jahr forderte die Unionsfraktion, damals noch in der Oppositionsrolle, ein Verbot des Sexkaufs. Die öffentliche Anhörung des Familienausschusses zeigte einmal mehr, wie gespalten die Experten in der Debatte sind. So bezeichnete etwa der Historiker und Autor Huschke Mau, Gründer des Ella-Netzwerks, die Liberalisierung der Prostitution als gescheitert. Es führte zur gesellschaftlichen Normalisierung des Frauenkaufs. Die Traumatherapeutin Brigitte Schmid-Hagenmeyer argumentierte, dass die sexuelle Ausbeutung einer Person für Geld dieser Person „normalerweise“ körperlich und psychisch schadet.

Andrea Hitzke von der bundesweiten Koordinierungsgruppe gegen Menschenhandel (KOK) warnte jedoch, dass das nordische Modell ein nahezu vollständiges Verbot der Prostitution gewährleisten würde, „was Deutschland um mehrere Jahrzehnte zurückwerfen und Sexarbeit erneut in die rechtliche Grauzone drängen würde.“

Kritiker wie Anna und Degenhardt-Kirchmeyer weisen zudem darauf hin, dass ein Verbot die Branche nur in den Untergrund verlagern würde – mit gravierenden Folgen für die Sicherheit der Betroffenen. „Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung werden dann noch stärker stattfinden“, betont Degenhardt-Kirchmeyer.

Oft prekäre Arbeitsbedingungen

Seit über zehn Jahren hilft sie Betroffenen beim Ausstieg aus der Prostitution, aber auch bei alltäglichen Dingen wie der Wohnungssuche und Maßnahmen zur beruflichen Integration. Es gibt oft eine Sprachbarriere. Daher kommt der Übersetzung, beispielsweise im Umgang mit Behörden, eine große Rolle zu. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2023 rund 80 Prozent der registrierten Prostituierten keine Deutschen.

Degenhardt-Kirchmeyer erlebt in ihrer Arbeit, wie vielfältig die Gründe für den Einstieg in die Sexarbeit sind: „Manche Menschen nutzen Sexarbeit vorübergehend als Einnahmequelle. Natürlich gibt es auch Frauen, die mit der Zeit merken, dass sie mit dem Job psychisch nicht zurechtkommen. Die Gründe für einen Ausstieg sind vielfältig.“ Statt eines Verbots fordert sie daher einen offenen Umgang mit dem Thema: „Wer gegen die negativen Seiten der Sexarbeit vorgehen will, muss dies in einem offenen Kontext tun, nicht mit einem Verbot. Wir sind uns bewusst, dass wir viel erreichen können, wenn wir Zugang zu diesen Menschen bekommen.“

Auch Anna sieht Handlungsbedarf: „Leider sind die Arbeitsbedingungen teilweise immer noch prekär. Diese sollten vor allem im Dunkelfeld weiter verbessert werden. Hier gibt es noch viel zu tun.“ Es muss mehr Geld in Gewaltschutz und Sozialarbeit gesteckt werden.

Sie möchte nicht, dass jeder Sexarbeit mag. „Jeder kann seine moralischen Ansichten behalten. Ich möchte niemanden unter Druck setzen, diesen Job selbst zu machen oder ihn als feministisch zu betrachten. Mein einziger Punkt ist, dass ein Verbot des Sexkaufs nichts bringt, im Gegenteil, es wäre eine Tragödie.“ Sie wird sich auch weiterhin als Aktivistin für Sexarbeiterinnen einsetzen.

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