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Anklage in Istanbul: Bis zu 2.352 Jahre Gefängnis für Imamoğlu

Stand: 11. November 2025 14:19 Uhr

Mehr als 2.000 Jahre Gefängnis – das fordert die Staatsanwaltschaft im Fall des inhaftierten Istanbuler Bürgermeisters Imamoğlu. Kritiker sehen darin einen Versuch, den größten Rivalen von Präsident Erdoğan für immer zum Schweigen zu bringen.

Knapp acht Monate nach der Festnahme und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoğlu hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben des Staatssenders TRT bis zu 2.352 Jahre Gefängnis für den beliebten Oppositionspolitiker gefordert.

Die Anklage wirft dem Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdoğan unter anderem die Gründung und Führung einer kriminellen Vereinigung sowie Bestechung und Geldwäsche vor, wie die Istanbuler Staatsanwaltschaft mitteilte.

Die Annahme der Anklage ist eine Formsache

Die Annahme der Anklage durch das Gericht gilt als Formsache. Imamoğlu galt als aussichtsreicher Herausforderer von Präsident Erdoğan. Der Sender CNN Türk berichtete, dass die Anklage 3.900 Seiten lang sei und insgesamt 402 Verdächtige betreffe.

Ein Anwalt von Imamoğlus Partei sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Vorwürfe seien völlig unbegründet. Er rechnet mit einem Freispruch am Ende des Prozesses.

Proteste gegen Festnahme

Imamoglu wurde im März wegen Terrorismus- und Korruptionsvorwürfen verhaftet und als Bürgermeister abgesetzt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Die Aktion gegen den beliebten Politiker löste in der Türkei die größten Proteste seit mehr als zehn Jahren aus.

Imamoğlu selbst bestreitet die Vorwürfe. Kritiker sehen in dem Vorgehen einen gezielten Versuch der Regierung, die stärkste Oppositionspartei des Landes auszuschalten. Die CHP-Partei ging bei den Kommunalwahlen im Jahr 2024 überraschend als stärkste Kraft des Landes hervor – was viele als möglichen Vorboten für die Ablösung der AKP-Regierung von Präsident Erdoğan interpretierten.

BHKW unter Druck

Seitdem steht die säkulare CHP unter Druck. Bisher wurden Hunderte ihrer Mitglieder und 17 ihrer Bürgermeister festgenommen.

Die Regierung weist Kritik an dem Vorgehen zurück und bezeichnet die Justiz des Landes als unabhängig. Internationale Organisationen und die EU-Kommission stellen dies jedoch in Frage.

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