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Angeklagter Marvin S. gesteht vor dem Berliner Landgericht weitere Angriffe

Der mutmaßliche Serienvergewaltiger Marvin S. gab im zweiten Prozess Angriffe auf zwei Frauen zu. Dies wurde am Freitag bekannt gegeben. „Herr S. hat gestanden“, sagte einer der Verteidiger während der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht. Als der 38-Jährige vor zehn Tagen über seine Verteidiger zu den Vorwürfen Stellung nahm, war die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Marvin S. soll die hilflose Situation bewusstloser Frauen ausgenutzt und sexuelle Übergriffe gefilmt haben. Vor drei Monaten wurde er zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil er eine Oberschülerin vergewaltigt hatte, die nach Alkohol- und Drogenkonsum bewusstlos war. Während des damaligen Prozesses kamen weitere Vorwürfe ans Licht – erst auf Anordnung des Gerichts wurden weitere Handyauswertungen vorgenommen und verdächtige Aufzeichnungen gefunden.

Die Opfer waren ahnungslos

Im aktuellen Prozess geht es um vier Verbrechen, die von zwei Frauen begangen wurden. Er soll im Februar 2020 eine inzwischen 47-jährige Frau in ihrer Wohnung und im März und Juni 2021 in drei Fällen eine 29-jährige Frau vergewaltigt haben. Wie die Abiturientin, die am 22. April 2022 fast tot in S.s Wohnung in Steglitz lag, waren auch sie bei den Taten bewusstlos.

Einzelheiten zu den beiden Anklagepunkten wurden in dem seit Anfang Oktober laufenden Verfahren nicht bekannt gegeben. Sie wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlesen – zum Schutz der betroffenen Frauen. Beide hatten einst eine Beziehung mit S. – für den 47-Jährigen war es eine mehrjährige Beziehung, für den 29-Jährigen ein paar Monate.

Die Anwälte der Nebenkläger sagten am Rande des Prozesses, sie seien „schockiert und traumatisiert“ gewesen, als sie vor einigen Monaten mit Videos der Polizei konfrontiert wurden. Sie hatten bis dahin keine Ahnung.

Marvin S. droht Sicherungsverwahrung

Der als „charmant, wortgewandt, aber auch äußerst manipulativ“ beschriebene Betriebswirt und ehemalige Geschäftsführer wurde im ersten Prozess wegen Vergewaltigung einer 20-jährigen Frau zur Tatzeit im Gerichtssaal festgenommen. Er sitzt seit Anfang April in Untersuchungshaft. Sollte er für schuldig befunden werden, könnte er nach Verbüßung seiner Strafe auch in Sicherungsverwahrung angeordnet werden.

Und es stellt sich die Frage, ob es weitere Opfer gibt. Es gibt zwei weitere Verfahren.

Die Ermittlungen sorgten für Kritik. Beamte, die am 22. April 2022 von einem Notarzt alarmiert wurden, sahen zunächst keinen Anlass zu Ermittlungen – obwohl der 20-Jährige in der chaotischen Wohnung fast tot war. Ihr Herz stand still, ihr nackter Körper war mit frauenfeindlichen Worten beschmiert.

Offenbar ein neuer Fehler der Behörden

Sie wurde zwölf Minuten lang wiederbelebt. Ihre Familie reichte Beschwerde ein und bestand auf einer strafrechtlichen Verfolgung. Nun laufen interne Ermittlungen gegen Polizisten.

Und wieder scheint es eine Panne gegeben zu haben: Als S. ins Gefängnis gebracht wurde, hatte er ein Smartphone bei sich. Er musste es abgeben; es blieb bei seinen persönlichen Gegenständen. Eine Auswertung sei noch nicht erfolgt, sagte ein Polizist während des Prozesses. Der Prozess wird am 4. November fortgesetzt.

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