An zwei Orten
Russland will ukrainische Soldaten umzingeln lassen
5. November 2025, 12:20 Uhr
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Die Situation der ukrainischen Verteidiger, auch in Pokrowsk, ist seit Tagen äußerst schwierig. Moskau erklärt nun, es habe Kiews Truppen eingekesselt. Die unbegründete Behauptung wird aus Kiew dementiert.
Russland hat die ukrainischen Truppen in den umkämpften, strategisch wichtigen Städten Pokrowsk und Kupjansk im Osten des Landes zur Kapitulation aufgerufen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, die Soldaten seien umzingelt und hätten keine andere Überlebenschance. Mehrere Versuche ukrainischer Einheiten, aus dem umzingelten Pokrowsk auszubrechen, wurden abgewehrt. Zudem rückten dort russische Truppen weiter nach Norden vor. Die Ukraine bestreitet, dass ihre Truppen an beiden Orten gefangen sind.
Es seien keine Einheiten der Streitkräfte der Ukraine eingekesselt worden, sagte Generalstabssprecher Andriy Kovalev am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Die Lage in Pokrowsk ist schwierig, die ukrainischen Einheiten tun alles, um die Logistik aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus läuft derzeit eine Operation zur Vertreibung des russischen Feindes aus der Bergbaustadt. Laut dem ukrainischen Blog „Deepstate“ vom Dienstag seien Kiews Truppen noch nicht eingekesselt. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft werden.
Im Gegensatz zu früheren Frontalangriffen auf andere Städte setzte das russische Militär kürzlich Zangenbewegungen ein, um die ukrainischen Streitkräfte in Pokrowsk und Kupjansk einzukreisen. Gleichzeitig störten kleine, hochmobile Einheiten und Drohnen die Logistik und sorgten für Unsicherheit und Verwirrung hinter den ukrainischen Linien. Russische Militärblogger beschrieben die durch diese Taktik geschaffene Situation als „Grauzone“, in der keine Seite die volle Kontrolle hat, die aber für die Ukraine äußerst schwer zu verteidigen ist.
Russland versucht seit 2024, Pokrowsk, das als „Tor zur Region Donezk“ gilt, einzunehmen. Ziel ist die Eroberung des gesamten Donbass, von dem die ukrainischen Streitkräfte noch immer rund zehn Prozent oder 5.000 Quadratkilometer kontrollieren. Gefechtskarten zufolge sind die russischen Streitkräfte nur noch wenige Kilometer von der vollständigen Einkesselung Pokrowsks entfernt. Sie kontrollieren auch einen bedeutenden Teil von Kupjansk und rücken auf der Hauptstraße in die Stadt vor.
Fast vier Jahre nach Beginn des Angriffskrieges rücken russische Truppen auch in die Gebiete Charkiw und Dnipropetrowsk in der Ostukraine vor. Nach eigenen Angaben kontrolliert das russische Militär inzwischen mehr als 19 Prozent der Ukraine, was rund 116.000 Quadratkilometern entspricht. Karten aus dem pro-ukrainischen Lager zufolge hat Russland in diesem Jahr bisher mehr als 3.400 Quadratkilometer ukrainisches Territorium erobert.
