Der Machtkampf um die Zukunft des europäischen Fußballs geht in die nächste Runde. In einer ausführlichen Stellungnahme weist die Liga alle in der Vergangenheit erhobenen Vorwürfe zurück – und kündigt an, rechtliche Schritte gegen die abtrünnigen Teams einzuleiten.
Was 2020 als ehrgeiziges Projekt begann, droht nun in Rechtsstreitigkeiten zu enden. Elf Franchises – darunter die deutschen Flaggschiffe Rhein Fire, Frankfurt Galaxy, Berlin Thunder und Stuttgart Surge – haben der ELF den Rücken gekehrt und wollen ab 2026 eine neue Liga unter dem Namen European Football Alliance starten. In ihrer Stellungnahme kritisierten die Vereine mangelnde Transparenz und wirtschaftliche Unklarheiten innerhalb der ELF.
Die Liga selbst weist diese Vorwürfe nun entschieden zurück. „Die ELF wurde 2020 mit der klaren Vision gegründet, den American Football in Europa auf ein neues Niveau zu heben“, heißt es in der Erklärung. Unterschiede in der Ausrichtung seien „in einem Wachstumsprozess keine Seltenheit, rechtfertigen jedoch nicht die Auflösung etablierter, über Jahre erfolgreich aufgebauter Strukturen.“
Kündigungen seien „nicht wirksam“, sagt die ELF
Besonders deutlich wird die ELF bei der Frage laufender Verträge. Nach Angaben der Liga haben alle Franchises „wirksame Verträge bis zum 31. Dezember 2025“, einige sogar bis 2030. Darüber hinaus nutzen viele Teams von der ELF unterlizenzierte Markenrechte, wie etwa den Teamnamen, die direkt an die Vertragsbedingungen gebunden sind.
Die Kündigungen der Konzessionen seien daher „unwirksam“. Nach Angaben der Liga fehlen sowohl die „wichtigen Gründe“ als auch die „formellen Voraussetzungen“ für eine fristlose Kündigung. Das Fazit: „Aktuell verstoßen alle Franchises, die der EFA beigetreten sind, gegen die aktuellen Franchiseverträge und teilweise auch gegen ihren Unternehmensstatus. Der Schaden, der durch das nicht vertragsgemäße Verhalten der Franchises, die der EFA beigetreten sind, bereits eingetreten ist und in Zukunft entstehen wird, ist enorm. Die ELF wird alle vertraglichen und rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um ihre Interessen und den Schutz der Liga zu wahren.“
Dadurch entsteht ein Konflikt, der weit über die sportliche Rivalität hinausgeht. Hinter den Kulissen bereiten sich beide Seiten auf einen Rechtsstreit vor, der nicht nur über Markenrechte und TV-Verträge, sondern auch über die wirtschaftliche Existenz der aktuellen Liga entscheiden könnte.
Die Rolle von Patrick Esume
Im Zentrum des Streits steht nach wie vor Patrick Esume, ehemaliger Kommissar und zusammen mit Zeljko Karajica Mitbegründer der ELF. Nach seinem Rücktritt im Sommer 2025 sagte Esume kürzlich gegenüber WELT AM SONNTAG, dass die Führung und der Umgang des Geschäftsführers (Zeljko Karajica) viel früher hätten in Frage gestellt werden müssen. Er sprach auch von „Warnsignalen“ wie unbezahlten Rechnungen, Durchsetzung und Beschlagnahmungen.
Auch die ELF weist diese Kritik scharf zurück: „Patrick Esume war in seiner Funktion als Mitbegründer, Gesellschafter und Kommissar der ELF und damit als zentrale Figur der Liga jederzeit in alle wesentlichen Prozesse eingebunden“, heißt es. Seine Aussagen seien „offensichtlich zur persönlichen Darstellung gedacht“.
Besonders deutlich wird die Liga, wenn es um Esumes Gehalt geht. Während er behauptete, dass er nicht zu den drei bestbezahlten Personen der Organisation gehöre, entgegnete die ELF: „Diese Aussage ist definitiv falsch. Patrick Esume war der bisher bestbezahlte Mitarbeiter der ELF.“
ELF will den Spielbetrieb aufrechterhalten
Trotz der massiven Spaltung und drohenden Klagen betont die ELF, dass sie weiterarbeiten werde. „Das klare Ziel der ELF ist es, im Jahr 2026 in die sechste Saison zu starten und weiterhin Profifußball auf höchstem Niveau anzubieten. Die ELF verfügt über laufende und wirksame Verträge. Es werden neue Franchises hinzukommen“, teilte die Liga mit. Allen Franchises wurde ein neues, verbessertes Angebot vorgelegt, das „Transparenz, Kommunikation, Beteiligung und Wirtschaftsplanung“ gewährleisten soll. Konkrete Angaben zu Partnern, Sponsoren oder neuen Teams macht die ELF noch nicht.
Eine konkurrenzfähige Liga sieht die ELF in der EFA noch nicht, wie aus der Stellungnahme hervorgeht: „Die EFA ist derzeit eine Interessenvertretung; Verträge bestehen ausschließlich zwischen der ELF und den einzelnen Franchises. Die ELF ist eine etablierte Liga mit bewährten Strukturen, treuen Fans und starken, namhaften Partnern. Kurzum: Die ELF ist und bleibt die erste Adresse im europäischen Fußball.“
Die Gräben zwischen den Lagern sind tief – und das Vertrauen vieler Beteiligten ist beschädigt. Es bleibt abzuwarten, ob bald eine Lösung gefunden wird.