Bis Ende Oktober lohnt sich ein Blick in den Nachthimmel: Die Kometen „SWAN“ und „Lemmon“, zwei Besucher vom Rand des Sonnensystems, sind der Erde derzeit besonders nahe.
Das Sonnensystem umfasst viel mehr als die Sonne und ihre acht Planeten. Weit draußen kreisen auch rund eine Billion Kometen, Überbleibsel aus der Entstehung des Sonnensystems, um die Sonne. Diese „schmutzigen Eisbälle“ aus Staub, Eis und Gestein sind normalerweise zu weit entfernt, um von der Erde aus sichtbar zu sein.
Doch derzeit bieten die Kometen C/2025 R2 „SWAN“ und C/2025 A6 „Lemmon“ die seltene Gelegenheit zur Beobachtung. Für beides ist derzeit ein Fernglas erforderlich. Allerdings könnte der Komet Lemmon in den kommenden Tagen so hell werden, dass er mit bloßem Auge am Nachthimmel zu sehen ist.
„SWAN“ wurde erst im September entdeckt
Kommt ein Komet auf seiner Umlaufbahn der Sonne nahe, führt seine Hitze dazu, dass die flüchtigen Stoffe in diesem „schmutzigen Eisball“ auszugasen beginnen. Um den Kometenkern bildet sich eine Hülle aus Gas und Staub, die sogenannte Koma, sowie der für Kometen so charakteristische Schweif.
Viele dieser kleinen Körper im Sonnensystem werden mittlerweile durch professionelle Himmelsdurchmusterungen entdeckt. Der Himmel wird nach Asteroiden abgesucht, die der Erde gefährlich nahe kommen könnten. Doch der Komet „SWAN“ wurde erst im September von einem Amateurastronomen auf Bildern eines Sonnenobservatoriums entdeckt, als er der Sonne bereits extrem nahe war. Am 12. September 2025 passierte er seinen sonnennächsten Punkt und entfernte sich seitdem wieder von der Sonne.
Der Grund für die recht späte Entdeckung war, dass Kometen aus allen Richtungen kommen können, auch aus der Richtung der Sonne. Himmelsdurchmusterungen nach erdnahen Asteroiden sind dort jedoch nicht möglich, da das Sonnenlicht alles überstrahlt. Allerdings besteht für „SWAN“ keine Gefahr einer Kollision mit der Erde. Am 20. Oktober wird er ihr am nächsten kommen und in einer Entfernung von rund 40 Millionen Kilometern an ihr vorbeiziehen. Für diese Strecke benötigt das Licht mehr als zwei Minuten. Zum Vergleich: Das Licht der Sonne braucht rund acht Minuten und zwanzig Sekunden, um die Erde zu erreichen.
Komet knapp über dem Horizont sichtbar
Seit einigen Tagen ist der Komet „SWAN“ auch von der Nordhalbkugel aus mit dem Fernglas sichtbar. „Ich habe den Kometen ‚SWAN‘ am Montagabend zum ersten Mal gesehen“, sagt Uwe Pilz, Vorsitzender des Vereins der Sternenfreunde (VdS). „Aber das war eine schwierige Beobachtung, vor allem weil es im Moment so tief am Himmel ist.“
Doch in den kommenden Tagen dürfte es einfacher werden, den Kometen mit dem Fernglas einzufangen. Es wird nicht viel heller, aber es wird jeden Tag höher am Nachthimmel. Er durchquert die Sternbilder Schlange, Schild und Schütze, die am Abend des Oktobers im Südwesten und Anfang November im Süden knapp über dem Horizont stehen.
Wer selbst auf Kometenjagd nach „SWAN“ gehen möchte, sollte neben den richtigen Wetterbedingungen eine möglichst klare Sicht auf den Horizont im Südwesten sowie ein Fernglas mitbringen – und idealerweise in der Abenddämmerung mit der Suche nach dem Kometen beginnen, da dieser später am Abend bereits unter dem Horizont verschwunden sein wird.
Der Komet „Lemmon“ ist vielleicht mit bloßem Auge zu erkennen
Etwas einfacher könnte es sein, den Kometen „Lemmon“ zu beobachten: Er ist nicht nur heller, sondern steht auch höher am Himmel, derzeit südlich des Großen Wagens, bevor er in den nächsten Tagen in das Sternbild Bärenwächter weiterwandert. „Am Morgenhimmel wird man ein paar Tage lang besser sehen können als am Abendhimmel“, sagt Uwe Pilz. Im Fernglas erscheint es als milchiger Fleck inklusive Schweif. „Lemmon“ wird am 21. Oktober seinen erdnächsten Punkt erreichen und könnte daher in den nächsten Tagen etwas heller werden. Vielleicht sogar so hell, dass es von dunklen Orten aus mit bloßem Auge sichtbar wäre.
Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass der Komet einem unerfahrenen Beobachter sofort ins Auge fällt. „Kometen sind keine Sternpunkte, sondern flache Körper. Sie haben weder harte Kontraste noch harte Kanten und verschwimmen daher allmählich in den Himmel. Dadurch ist es schwieriger, sie zu sehen“, sagt Uwe Pilz.
Und deshalb brauchen Kometenjäger neben den richtigen Wetterbedingungen, einem Fernglas und vielleicht einer App oder einer Sternenkarte vielleicht noch etwas anderes, um die Kometen „SWAN“ und „Lemmon“ zu beobachten: ein wenig Geduld. Es bleibt noch genügend Zeit: Der Komet „SWAN“ wird bis Anfang November sichtbar sein, „Lemmon“ bis Mitte November – bevor beide in den Tiefen des Sonnensystems aus unserem Blickfeld verschwinden.