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Als Maischberger die Stadtbild-Frage stellte, wurde der CSU-Politiker plötzlich wütend

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Maischberger – Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer sprach mit Sandra Maischberger über die Stadtbild-Aussage von Friedrich Merz. © WDR/Melanie Grande

Seit Wochen streiten Politiker und Medien über Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz zum Stadtbild in Deutschland. Am Dienstagabend debattierten auch Grünen-Chefin Britta Haßelmann und der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer in der ARD-Show von Sandra Maischberger.

Was die politische Kommunikation angeht, muss diese Bundesregierung offensichtlich noch viel lernen. Davon konnten Sie sich in den letzten Tagen selbst überzeugen. Folgendes geschah: Bei einem Besuch in Syrien wurde Bundesaußenminister Johann Wadephul ein zerstörter Vorort der Hauptstadt Damaskus gezeigt. Anschließend sagte er gegenüber der Presse, dass es für die Menschen dort unmöglich sei, in Würde zu leben, und sprach sich praktisch gegen die Abschiebung syrischer Flüchtlinge aus.

Kurz darauf wandte Bundeskanzler Friedrich Merz ein: Der Bürgerkrieg in Syrien sei vorbei und Abschiebungen seien nun möglich. Kurz zuvor hatte Merz mit seiner Kritik am Image deutscher Städte eine hitzige Diskussion ausgelöst. Ihm wurde sogar Rassismus vorgeworfen. Nun fordern Politiker, vor allem aus der Union, die Rückführung syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge in ihre Heimat. Nach Angaben der Bundesregierung haben zwei Drittel der in Deutschland lebenden Syrer keinen Job. Rund 12,5 Prozent haben Straftaten begangen und könnten laut Koalitionsvertrag abgeschoben werden. An dem von Merz kritisierten Stadtbild dürfte sich dadurch jedoch kaum etwas ändern.

Am Dienstagabend lud Moderatorin Sandra Maischberger zwei Gäste ein, die über dieses Thema diskutierten. Doch in einem Punkt sind sich Grünen-Chefin Britta Haßelmann und der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer einig: Es braucht mehr Polizisten.

Und das soll bald verfügbar sein, sagt Mayer. 100.000. Dafür ist im Bundeshaushalt für das kommende Jahr Geld vorhanden. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn diese 100.000 Polizisten müssen erst einmal ausgebildet werden. Das werde drei Jahre dauern, räumt Mayer ein. Und Haßelmann bringt die Gewerkschaft der Polizei ins Spiel. Es werden bis zu 400.000 neue Polizisten gefordert. Einige davon wären dabei, sagt Haßelmann. Allerdings werden sie an den Grenzen eingesetzt, um Asylbewerber abzuweisen.

Kritik an der Bundesregierung

Auch mit der mangelnden Kommunikation und den ständigen Auseinandersetzungen in der schwarz-roten Regierung sind die beiden Politiker nicht einverstanden. Besonders verärgert ist Mayer über die Kommunikation nach dem Besuch von Außenminister Johann Wadephul in Syrien. „Wir können es besser machen“, sagt er. Wadephul war beeindruckt von seinem Besuch im völlig zerstörten Vorort Damaskus. „Aber Syrien ist ein sehr großes Land. Glücklicherweise ist der Bürgerkrieg dort seit 2024 vorbei. Natürlich ist Syrien nach westlichen Vorstellungen kein Rechtsstaat und keine Demokratie.

Man könnte erwarten, dass auch Syrer in ihre Heimat zurückkehren würden, um sie wieder aufzubauen. Der Koalitionsvertrag sah außerdem vor, dass insbesondere Kriminelle nach Syrien zurückkehren sollten. Seit dem Bürgerkrieg sind eine Million Syrer in ihr Land zurückgekehrt, hauptsächlich aus der Türkei. Allerdings kommen nur 2.000 von ihnen aus Deutschland. „Wir haben den syrischen Staatsangehörigen zu Recht Schutz und Fürsorge geboten, solange der Bürgerkrieg andauerte“, sagte Mayer. „Aber jetzt können wir mit einiger Berechtigung auch davon ausgehen, dass sie in ihr Heimatland zurückkehren.“

„Das finde ich sehr zynisch“, sagt Haßelmann. Wadephul war in Syrien und hatte den Eindruck, dass derzeit niemand nach Syrien zurückgeschickt werden könne. Er reagierte sehr einfühlsam, was gut war. „Gibt es zu viele Syrer in unserem Stadtbild?“ fragt dann Sandra Maischberger, die die Diskussion gerne in eine etwas andere Richtung lenken würde. Mayer wird ziemlich wütend. „Nach zwanzig Jahren in der Politik bin ich ziemlich erstaunt. Wir haben derzeit ganz andere Probleme und Herausforderungen als diese beiden Sätze von Friedrich Merz über das Stadtbild zu diskutieren.“

Merz hat mit seiner Aussage Recht. „Wenn man sich die Gebiete rund um die Hauptbahnhöfe ansieht, muss sich etwas ändern“, fordert der CSU-Politiker. „Es geht nicht um Diskriminierung. Es geht auch nicht nur um ausländische Staatsbürger.“ Klar ist: Städte haben ein Problem. Zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr. „Würden Sie einer jungen Frau empfehlen, nach 22 Uhr alleine mit der Berliner S-Bahn zu fahren?“ fragt Mayer.

„Das sind unerträgliche Zustände. Damit müssen wir klarkommen. Wenn wir das nicht tun, ist das im Grunde ein Aufruf, die AfD zu wählen“, sagte der Grünen-Politiker Cem Özdemir zwei Tage zuvor in der ARD zu Caren Miosga. Britta Haßelmann war früher Sozialarbeiterin. Sie stimmt Özdemir und Mayer zu. Sie kennt die Probleme und fordert mehr Geld für die Kommunen. „Man kann über Polizeipräsenz reden. Man kann über Präventionsmaßnahmen reden. Man kann auch über Drogenkonsumräume oder Streetwork reden. Aber das alles kostet die Kommunen viel Geld.“ Auch die organisierte Kriminalität muss bekämpft werden. „All diese Fragen müssen wir ganz konkret angehen, aber nicht durch eine Stadtbilddebatte, die im Grunde suggeriert, dass es irgendwie etwas mit Migration zu tun hat.“ (Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit teleschau.)

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