
Es knallt wieder in der Hauptstadt – und kaum jemand scheint mehr davon geschockt zu sein. Berlin ist die Hauptstadt des Schießens. Es gebe eine „flächendeckende Aufrüstung“ im Milieu, warnt ein Drogenfahnder des LKA.
Am frühen Donnerstagmorgen fielen in Berlin erneut Schüsse. Gegen 3.30 Uhr wurde in Kreuzberg ein 37-Jähriger erschossen – direkt vor einer Bar in der Dudenstraße. Der Mann überlebt und wird mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Nach Angaben der Polizei besteht keine Lebensgefahr.

Das Opfer kam gerade aus der Bar, als der Unbekannte das Feuer auf ihn eröffnete Foto: Olaf Wagner
Drive-by-Schießerei nur drei Tage zuvor
Erst am Montag fielen in Zehlendorf Schüsse. Auf der Potsdamer Chaussee feuerten Unbekannte mehrere Projektile auf einen 34-jährigen Mann, der einen Smart fuhr.
Auch er überlebte – laut „Tagesspiegel“ handelt es sich bei dem Opfer um einen verurteilten Drogendealer. Am Morgen des Angriffs hatte er gerade das offene Gefängnis verlassen.

Der beschossene Smart steht daneben. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Schießerei übernommen und einen großen Bereich abgesperrt Foto: Axel Billig / Pressefoto Wagner
Hinweise auf Clankriminalität
Aus Sicherheitskreisen heißt es: Die Gewalt in der Drogenszene eskaliert. Neue Banden drängen auf den Markt und es kommt zu brutalen Verteilungskämpfen. Die Hemmungen, eine Schusswaffe zu benutzen, nehmen ab.
Es ist Berlins oberster Drogenfahnder, der vor einer „Aufrüstung“ der Kriminalszene in der Hauptstadt warnt. „Bei Durchsuchungen finden wir sehr oft scharfe Schusswaffen“, sagte Carsten Pohl, Leiter der Betäubungsmittelabteilung des LKA, gegenüber der „Berliner Zeitung“.
Dazu zählen nicht nur Pistolen, sondern auch automatische Waffen wie Sturmgewehre und Maschinenpistolen. Pohls Warnung: „Die Verfügbarkeit von Schusswaffen hat zugenommen.“
Statistiken zeigen dramatische Ausmaße
Allein im laufenden Jahr 2025 – bis einschließlich 22. Oktober – zählte die Berliner Polizei 884 Fälle, in denen eine Schusswaffe bedroht oder abgefeuert wurde. 478 Mal kam es zu Drohungen und 406 Mal zu Schüssen.
Insgesamt wurden 179 Menschen verletzt – 147 leicht, 31 schwer. Eine Person starb. In 247 Fällen wurde in der Öffentlichkeit hemmungslos geschossen, oft ohne Rücksicht auf Unbeteiligte wie Passanten.
Laut Bundeskriminalamt fielen im vergangenen Jahr bundesweit 4.775 Schüsse – in keiner Stadt häufiger als in Berlin. Laut BKA gehört die Hauptstadt auch bei Bedrohungen mit Schusswaffen zu den Top-3-Städten – und wird Experten zufolge auch in diesem Jahr wieder Spitzenreiter sein.
