Je kürzer der Pony, desto härter die Haltung
Eine Frisur ist bei linken Aktivisten besonders verbreitet: der ultrakurze Pony. Es ist nicht nur symptomatisch für Probleme, es verursacht diese auch. Und es sieht einfach unansehnlich aus.
FRaue Menschen, die unzufrieden sind, ändern meist zuerst ihren Haarschnitt. Nur sehr selten sieht es besser aus als zuvor, aber nach ein paar Monaten wächst der Frust wieder heraus. Die Haare fallen natürlicher, die Farbe harmoniert besser, der Pony lässt sich wieder hinter die Ohren stecken.
Irgendwann steht den linken Aktivisten die Krise auf der Stirn geschrieben – in Form eines Problemponys. Besonders oft sieht man es in Friedrichshain, bei 1.-Mai-Märschen, auf Instagram-fähigen „konterrechten“ Bildern, bei Kulturschaffenden (m/w/d), bei Hochschuldozenten und seit dem 7. Oktober immer häufiger auf Anti-Rechts-Bildern. Israel-Demos.
Je komplexer die Situation, desto mehr schneiden Sie mit zusammengepressten Lippen an den Pony. Aus Frust über kapitalistisch propagierte Schönheitsideale, die Menschen nicht erfüllen wollen (oder können), wird es immer kürzer. Das böse Patriarchat, das ihm im Nacken sitzt, wird etwas deutlicher. Weltschmerz, Klimaverzweiflung, es bleibt also noch ein bisschen zu tun. Irgendwann breitete sich der problematische Pony auf die gesamte Frisur aus, wobei die Haare wie bei einer Duschhaube einer biederen 1960er-Jahre-Hausfrau auf den Kopf gesteckt wurden. Durch die Rasur der Seiten wird die Frisur letztlich zum ideologischen Helm.
Der ultrakurze Pony hatte einen anderen Namen und war auch weniger problematisch. Im Paris des frühen 20. Jahrhunderts erfanden Künstlerinnen den Coupé-Garçonne-Haarschnitt, um ihre männliche Seite zu betonen und konventionelle Geschlechterrollen (nicht Geschlechterrollen) in Frage zu stellen. In den 1990er Jahren erlebte es eine Renaissance als Keta-Pony, getragen von jungen Menschen, die durch ihre auffälligen Frisuren ihre Identität und Zugehörigkeit zu einer Gegenkultur zum Ausdruck brachten. Er sah immer unansehnlich aus.
Modemagazine warnen
Schließlich wurden die ultrakurzen Ponyfrisuren vom linken Zeitgeist aufgegriffen. 2012 erschien er der damaligen Grünen-Chefin Claudia Roth in Orange. Fast zeitgleich mit dem Beginn ihrer feministischen Karriere adaptierte auch „Harry Potter“-Schauspielerin Emma Watson 2018 eine Luxusversion, um sich endgültig von ihrem Hermine-Image zu lösen. „Der superkurze Pony steht nicht jedem“, warnten Modemagazine damals vorsorglich vor dem Micro-Bang-Trend, der sich zum Glück nie wirklich durchsetzte. Der Spielfilm „Warrior“ von David Wnendt ordnete ihn schließlich einer Neonazi-Braut namens Marisa am anderen Ende des politischen Spektrums zu.
Allerdings sieht man ihn in der politischen Mitte kaum. Hier können sich Frauen mit unkompliziertem Curtain Bangs nur darüber wundern, wie lange die Trägerinnen von Problem Bangs morgens vor dem Spiegel stehen müssen, obwohl es eigentlich strikt gegen ihre Prinzipien verstößt, sich zu sehr um ihr Aussehen zu kümmern. Denn der ultrakurze Pony ist nicht nur symptomatisch für Probleme, er verursacht sie auch. Jede bürgerliche Dauerwellenfrisur erfordert mindestens genauso viel Aufwand.
Auch wenn es nicht so aussieht: Damit der Problem-Pony so steif nach unten zeigt, müssen die meisten Haare jeden Morgen geglättet oder in Form geföhnt und mit allerlei Styling-Produkten fixiert werden. Bei der Komplettfrisur müssen auch die Ränder täglich rasiert werden. Um in den Hinterkopf zu kommen, muss man grundsätzlich alle zwei Tage zum Friseur gehen. Aber Sie lassen sich von der krassen Einstellung gerne so viel kosten.