Die geopolitischen Spannungen insbesondere in Europa treiben die Aktien von Rheinmetall, HENSOLDT und RENK weiterhin nur vorübergehend an.
• Verteidigungsaktien steigen
• Trump-Putin-Gipfel verschoben
• Großauftrag für Rheinmetall zeigt weiterhin Wirkung
Dank eines Großauftrags haben die Rheinmetall-Aktien in den letzten Tagen wieder Fahrt aufgenommen. Am Mittwoch stieg er im XETRA-Handel zunächst, fiel aber letztlich um 1,68 Prozent auf 1.797,50 Euro. Auch die beiden anderen großen Rüstungskonzerne HENSOLDT und RENK entwickelten nach anfänglichen Gewinnen unterschiedliche Richtungen und fielen letztlich um 1,27 Prozent auf 97,40 Euro und stiegen um 1,07 Prozent auf 97,40 Euro.
Der Krieg in der Ukraine bleibt im Fokus
Treiber für Verteidigungsaktien ist zur Wochenmitte unter anderem die Tatsache, dass ein Trump-Putin-Gipfel erneut in weite Ferne gerückt ist und die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg dadurch einen Rückschlag erlitten haben.
Wie Donald Trump erklärte, wolle er sich erst dann mit dem Kremlchef treffen Wladimir Putin Treffen, wenn ein produktives Gipfeltreffen mit den Russen erwartet wird. Auch die Möglichkeit einer Lieferung amerikanischer Tomahawk-Marschflugkörper an die Ukraine ließ der US-Präsident offen. „Wir haben noch keine Entscheidung getroffen“, sagte Trump. Wir werden sehen, was passiert. Es ist jedoch unklar, ob er sich auf ein mögliches Treffen zwischen ihm und Putin oder auf die Frage der Marschflugkörper bezog.
Laut Analystin Chloe Lemarie von Jefferies Research dürfte sich die Tatsache, dass ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter in weiter Ferne rückt, positiv auf die Rüstungsbestände auswirken. „Der mangelnde Fortschritt bestärkt uns in unserer Einschätzung, dass ein Waffenstillstand kurzfristig unwahrscheinlich bleibt“, kommentierte der Experte. Auch Devisenstratege Francesco Pesole von der ING Bank glaubt, dass die jüngsten Entwicklungen eine „äußerst vorsichtige Haltung der Märkte gegenüber Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine“ rechtfertigen.
Kreml: Putin nicht beim G20-Gipfel – Treffen mit Trump nicht abgesagt
Nach Angaben aus Moskau laufen die Vorbereitungen für das Treffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump entgegen den Absagespekulationen weiter. Das Treffen müsse gut vorbereitet werden, denn niemand wolle seine Zeit verschwenden, weder Trump noch Putin, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Die Gerüchte über eine Absage seien falsch, betonte er. Eine Teilnahme Putins am G20-Gipfel im November in Südafrika hat er mittlerweile ausgeschlossen.
Letzte Woche kündigte Trump nach einem Telefonat mit Putin ein Treffen mit dem Kremlchef in Budapest an. Später sagte er, dies werde „wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen“ geschehen. Zu Medienberichten, wonach die Ernennung aufgrund des Beharrens Russlands auf Höchstforderungen ins Wanken geraten sei, sagte Trump lediglich, er wolle kein „verschwendetes Treffen“. Peskow betonte, dass die Position Russlands seit langem bekannt sei. Moskau hatte bereits Bremssignale gesendet und betont, dass ein Treffen gut vorbereitet werden müsse.
Putin ist beim G20 vertreten
Während das Treffen in Budapest vorerst auf der Tagesordnung bleibt, wird Putin Ende November nicht zum Gipfel der Gruppe der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G20) nach Südafrika reisen. Der Präsident werde nicht persönlich anwesend sein, Russland werde aber auf hoher Ebene vertreten sein, sagte Peskow. In der Vergangenheit vertrat Außenminister Sergej Lawrow vor allem Russland.
Neuer Großauftrag treibt Rheinmetall-Aktien
Einen Aufschwung erhielt die Rheinmetall-Aktie jüngst durch einen der größten Aufträge der Firmengeschichte: Über das Joint Venture Artec liefert Rheinmetall insgesamt 222 Radschützenpanzer vom Typ „Schakal“. Der Gesamtwert des Projekts beträgt rund 3,4 Milliarden Euro, davon entfallen rund 3 Milliarden Euro auf Rheinmetall. Die Auslieferungen sind für den Zeitraum 2027 bis 2031 geplant. Darüber hinaus besteht eine Option auf weitere 248 Fahrzeuge, was das Potenzial der Bestellung weiter erhöht.
Strategische Expansion in den Marineschiffbau
Parallel zum Tankgroßauftrag geht Rheinmetall einen strategischen Expansionsschritt: Mit der Übernahme mehrerer Werften der Lürssen-Gruppe steigt der Konzern in den Marineschiffbau ein. Diese Akquisition markiert einen bedeutenden Wandel in der Ausrichtung des Unternehmens von einem spezialisierten Anbieter von Land- und Luftsystemen zu einem umfassenden Systemhaus für alle militärischen Bereiche.
Durch diese Diversifizierung stärkt Rheinmetall seine Position als Komplettanbieter im Verteidigungsbereich und erschließt weitere Wachstumsmärkte. Die Expansion unterstreicht die langfristig positiven Aussichten des Unternehmens, das von den milliardenschweren Aufträgen zur europäischen Verteidigungsmodernisierung profitiert.
Analysten sehen großes Aufwärtspotenzial
Die Wall Street reagiert positiv: 21 von 25 befragten Analysten empfehlen Rheinmetall-Aktien zum Kauf, nur einer empfiehlt den Verkauf. Bloomberg nennt ein durchschnittliches Kursziel von etwa 2.167 bis 2.174 Euro. UBS geht noch einen Schritt weiter und sieht ein Kursziel von 2.500 Euro. Trotz der jüngsten Rally liegt die Aktie derzeit noch unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 2.008 EUR vom 3. Oktober 2025 und bietet daher noch Raum für Wachstum.
Starkes Branchenumfeld
Geopolitische Spannungen, insbesondere in Europa, sorgen für eine stabile Nachfrage nach Verteidigungsgütern. Als zentraler Zulieferer profitiert Rheinmetall maßgeblich von EU-Rüstungsprogrammen und profitiert von einer robusten Auftragslage.
Die gesamte europäische Verteidigungsindustrie profitiert von neuem Schwung. Die EU stellt 1,5 Milliarden Euro für Verteidigungsausgaben bereit und gibt damit den Investoren ein positives Wachstumssignal.
Dividende steigt deutlich
Ein weiterer Pluspunkt für Aktionäre ist die erwartete Dividendenausschüttung. Für 2025 wird eine Dividende von 11,37 Euro pro Aktie prognostiziert – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 8,10 Euro im Vorjahr. Diese attraktive Rendite macht Rheinmetall auch für langfristig orientierte Anleger interessant, die neben Kursgewinnen auch regelmäßige Erträge anstreben.
RENK meldet Großauftrag aus Polen
Darüber hinaus konnte auch der Panzergetriebespezialist RENK einen Großauftrag an Land ziehen. Nach Unternehmensangaben vom Mittwoch wurden aus Polen HSWL295-Getriebe für den Kampfpanzer K2 im Gesamtwert von über 70 Millionen Euro bestellt.
Ruhe und Frieden bei HENSOLDT
Während RENK mit diesem Großauftrag für Panzergetriebe und Rheinmetall mit dem Panzerauftrag und der Werftübernahme für Schlagzeilen sorgen, blieb es beim Branchenkollegen HENSOLDT in den letzten Tagen ruhig. Allerdings wecken Ereignisse wie diese Großaufträge auch bei HENSOLDT und anderen Wertpapierwerten Hoffnung auf steigende Umsätze und Gewinne.
Redaktion von finanzen.net mit Material von dpa-AFX