Aperol, Campari, Crodino – die Getränke sind weit über Italien hinaus bekannt. Doch die dahinter stehende Holding soll massiv Steuern hinterzogen haben.
dpa | Der weltweit tätige Spirituosenkonzern Campari ist ins Visier italienischer Steuerfahnder geraten. Die Finanzpolizei beschlagnahmte Aktien des Mailänder Traditionsunternehmens im Wert von fast 1,3 Milliarden Euro. Hintergrund sind Vorwürfe, dass es in den vergangenen Jahren nach Milliardengewinnen zu Steuerhinterziehungen in großem Stil gekommen sei, wie die Ermittlungsbehörden mitteilten. Die Aktien gehören dem Mehrheitsaktionär von Campari, einer Holdinggesellschaft namens Lagfin mit Sitz in Luxemburg.
Campari ist eine der bekanntesten Marken Italiens. Neben dem gleichnamigen Bitterlikör vertreibt das Unternehmen Getränke wie Aperol, Crodino und Cynar. Die Geschichte des Unternehmens – dessen vollständiger Name Davide Campari-Milano lautet – reicht bis ins Jahr 1860 zurück. Es ist nach dem Sohn des Gründers benannt. Doch längst ist aus dem Familienunternehmen ein internationaler Großkonzern geworden.
Gewinne aus Italien sollen dort nicht besteuert worden sein
Die Ermittlungen gegen die Holding wurden durch eine Steuerprüfung bei der italienischen Niederlassung im Jahr 2023/24 eingeleitet. Die Finanzpolizei vermutet, dass bei einer früheren Fusion sogenannte Exit-Tax-Gewinne nicht ausgewiesen wurden – steuerpflichtige Kapitalgewinne, die bei der Verlagerung von Vermögenswerten ins Ausland entstehen. Dabei soll es sich um eine nicht versteuerte Summe von mehr als fünf Milliarden Euro handeln.
Die Ermittler werfen der Holding daher eine „betrügerische Steuererklärung“ vor. Sie verlassen sich unter anderem auf interne E-Mails zwischen Eigentümern, Managern, Bankern und Beratern. Nach Berechnungen der Finanzpolizei verloren die italienischen Steuerbehörden einen Betrag von mehr als 1,29 Milliarden Euro – die Summe, die nun durch die Sperrung der Davide-Campari-Stammaktien gesichert wurde.
Das Unternehmen ist an der Börse mehr als sieben Milliarden Euro wert
Die Beschlagnahme erfolgte am Freitagabend nach Börsenschluss. Lagfin hält 51,8 Prozent der Campari-Aktien. In einer schriftlichen Erklärung erklärte die Holding, sie sei überzeugt, „immer in voller Übereinstimmung mit allen Vorschriften, einschließlich der italienischen Steuervorschriften, gehandelt zu haben“. Derzeit ist der Konzern an der Börse mehr als sieben Milliarden Euro wert.
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