Beim Versuch, den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu überqueren, sind erneut mehrere Menschen ums Leben gekommen. Französische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeiquellen, acht Flüchtlinge seien ertrunken. Mehrere Menschen seien verletzt worden, einer davon schwer. Das Boot sei in Küstennähe gekentert.
Das Drama ereignete sich am Sonntagabend nahe Ambleteuse im Département Pas-de-Calais. Nach einem Bericht der Seepräfektur wurden in der Nacht zum Samstag im Sektor Pas-de-Calais 200 Schiffbrüchige gerettet. Der Ärmelkanal ist in den vergangenen Jahren zu einer häufig genutzten Migrationsroute geworden.
Zwölf Tote bei erneutem Unfall
Anfang September waren im Ärmelkanal zwölf Menschen gestorben, als vor der Küste Nordfrankreichs ein Flüchtlingsboot kenterte. Die Mehrheit von ihnen seien Frauen gewesen, sagte Frankreichs heutiger Innenminister Gérald Darmanin. Unter den Opfern seien auch Minderjährige gewesen. Bei der Rettungsaktion vor dem Küstenort Le Portel bei Boulogne-sur-Mer wurden 65 Menschen aus dem Wasser gezogen. Zwölf von ihnen konnten nur noch tot geborgen werden.
Innenminister Darmanin sagte am Unglücksort: „Das ist eine Tragödie, die uns alle betrifft.“ Die Menschen seien auf einem kleinen Boot unterwegs gewesen, das nicht einmal sieben Meter lang gewesen sei. Die Justiz ermittelt nun. Der Minister forderte zudem, zwischen der Europäischen Union und Großbritannien über ein Migrationsabkommen zu verhandeln. Auch die britische Innenministerin Yvette Cooper zeigte sich bestürzt und verurteilte die Machenschaften der Schleuserbanden. Solche Banden würden immer mehr Menschen in seeuntüchtige Boote pferchen und sie auch bei sehr schlechtem Wetter aufs Meer hinausschicken, kritisierte Cooper auf X.
Der britische Premierminister Keir Starmer verwarf die Ruanda-Pläne
Immer wieder überqueren Migranten den Ärmelkanal, um nach Großbritannien zu gelangen. Die Reise legen sie dabei oft in kleinen Schlauchbooten zurück. Die Überfahrt ist gefährlich, nicht zuletzt, weil der Kanal von vielen großen Schiffen genutzt wird. Immer wieder verlieren Menschen bei der Überfahrt ihr Leben.
Großbritannien bekämpft Migration über den Ärmelkanal Großbritannien versucht seit geraumer Zeit auch mit französischer Hilfe die Migration einzudämmen und zahlt dafür Millionen an Frankreich. Die konservative Vorgängerregierung wollte Migranten mit harten Maßnahmen abschrecken – etwa mit dem Plan, sie unabhängig von ihrer tatsächlichen Herkunft nach Ruanda abzuschieben.
Der neue britische Premier Keir Starmer, der seit Juli mit seiner sozialdemokratischen Labour-Partei an der Macht ist, kippte den Plan allerdings, nachdem auch Gerichte und Menschenrechtsorganisationen ihn scharf kritisiert hatten. Starmer hat angekündigt, stärker gegen Schlepperbanden vorgehen zu wollen. Erst vor wenigen Tagen hatte Starmer mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über den Umgang mit der Migration über den Ärmelkanal beraten.