Abschied vom Ende des Verbrenners und der „katastrophalen Elektroauto-Forderung“

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Abschied vom Ende des Verbrenners und der „katastrophalen Elektroauto-Forderung“
Am Montagmorgen hatten Arbeiter vier Reifen angezündet, die die Ringe des Audi-Logos bilden. © Jonas Roosens/Belga/dpa

Nicht nur die Kernmarke Volkswagen steckt in der Krise. Auch Audi hat Probleme, und auch andere Autobauer bleiben nicht verschont. Ein CDU-Politiker macht das VW-Management dafür verantwortlich.

Wolfsburg – Volkswagen-Werke in Deutschland sollen geschlossen werden, betriebsbedingte Entlassungen sind nicht mehr ausgeschlossen. BMW senkt seine Gewinnprognose, vor einem Audi-Werk brennen Reifen. Diese Nachricht schickt eine Schockwelle durch das Land. Was ist los im Autoland Deutschland?

Umstellung auf Elektroautos kostet Jobs: Autozulieferer in der Krise

Eigentlich sollte die Nachricht nicht überraschen. Dass die Autoindustrie durch den Umstieg auf die E-Mobilität weniger Arbeitskräfte brauchen wird, ist seit Jahren bekannt. Elektroautos brauchen weniger Teile, und auch Zulieferer, die Motorteile für Verbrenner bauen, sind von dieser Entwicklung bereits betroffen. ZF, Conti und Bosch – sie alle bauen seit Jahren Stellen ab, ebenso wie ein insolventer deutscher Autozulieferer. Mit der Ankündigung von VW hat das Problem allerdings eine neue Dynamik bekommen – und erreicht die Mitte der Gesellschaft.

In anderen europäischen Ländern tut der Volkswagen-Konzern bereits genau das, was hier bis vor kurzem noch undenkbar war. Das Audi-Werk in Brüssel steht kurz vor der Schließung, am 9. September zündeten Arbeiter vor dem Werk vier Reifen an – genau wie das Logo des Autobauers. Audi hatte im Juli mitgeteilt, man könne eine Betriebsschließung in Brüssel nicht ausschließen.

Als Grund wurde die schwache Nachfrage nach dem im Werk produzierten Elektro-SUV Q8 e-tron genannt. Zuletzt waren am Standort rund 3.000 Menschen beschäftigt. Und auch in Deutschland baut Audi Stellen ab: Bis 2025 sollen auf Grundlage einer Vereinbarung aus dem Jahr 2019 fast 10.000 Stellen wegfallen.

Ford, Opel, Tesla: Alle Autobauer haben in Deutschland Probleme

Und auch die anderen Autobauer in Deutschland stehen unter Druck. Gut möglich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis andere Hersteller dem Beispiel von VW folgen. Im Durchschnitt waren die deutschen Werke von Volkswagen, BMW, Mercedes & Co. im vergangenen Jahr nur zu knapp über zwei Dritteln ausgelastet. Das geht aus einer Analyse des Datenspezialisten Marklines für die Deutsche Presse-Agentur Alle Standorte zusammen könnten den Angaben zufolge pro Jahr 6,2 Millionen Autos ausliefern. 2023 seien es nur noch gut 4,1 Millionen gewesen.

Die Zahlen von Marklines zeigen gewaltige Unterschiede zwischen den Standorten. Während Porsche Stuttgart 2023 mit fast 100 Prozent nahezu voll ausgelastet war und Audi Ingolstadt und BMW München mit knapp 90 Prozent nur unwesentlich schlechter abschnitten, erreichte Opel Eisenach nicht einmal 30 Prozent seiner möglichen Kapazität. Auch das Ford-Werk in Köln war nur zu etwas mehr als einem Drittel seiner Kapazität ausgelastet.

Das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim hingegen erreichte 60 Prozent. Andere große Standorte waren nur rund zur Hälfte ausgelastet, darunter die Stammwerke von VW und Mercedes-Benz in Wolfsburg und Sindelfingen. Auch das 2022 eröffnete Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin schaffte nur 51 Prozent.

Schwache Nachfrage nach Elektroautos: In China sind sie bereits erfolgreich

Opel, Ford, Mercedes-Benz, Tesla – und Volkswagen: Sie alle produzieren weniger, als sie eigentlich könnten. Ford baut deshalb bereits Stellen ab, das Werk in Köln bangt um seine Zukunft. Nun fragen sich wohl auch die Arbeiter bei den anderen Herstellern: Sind wir als Nächstes dran?

Grund für die Probleme der Autoindustrie ist die schwache Nachfrage nach Elektroautos und die gleichzeitig zunehmende Konkurrenz aus China. Chinesische Autobauer können, was einheimische Unternehmen nicht können: günstige Modelle anbieten. Allerdings wird die Branche auch in China staatlich subventioniert. BYD, SAIC, Cherry, Xpeng – sie sind auch in Europa auf dem Vormarsch. BYD verkauft in seinem Heimatland China mittlerweile mehr Elektroautos als der bisherige Platzhirsch Volkswagen. Jeder zweite in China verkaufte Neuwagen ist mittlerweile ein Elektroauto.

Obwohl in Asien der Erfolg der E-Mobilität bewiesen ist, gilt die schwache Nachfrage hierzulande als Beleg für das Scheitern in Europa. Die Rufe nach einem Ende des Verbrenner-Ausstiegs ab 2035 werden immer lauter.

Jens Spahn will Verbrenner-Verbot beenden: „Verheerende E-Auto-Vorschrift“

Jens Spahn (CDU) hat sich ihnen nun angeschlossen. Das CDU-Vorstandsmitglied hat gegenüber dem Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) Noch einmal plädierte er dafür, „sich von der desaströsen E-Auto-Zwangspflicht zu verabschieden“.

„Hunderttausende Arbeitsplätze hängen an der Verbrennerindustrie. Das Verbrennerverbot war eine Fehlentscheidung der EU und wir wollen sie rückgängig machen!“, so Spahn weiter. Er sieht die Schuldigen aber auch im VW-Konzern selbst. „Leider haben einige ehemalige VW-Manager – vielleicht als Ablenkung von ihrem Dieselskandal – plötzlich alles auf die Elektroauto-Karte gesetzt.“ Ohne „das eine oder andere „Ohne den früheren VW-Chef wäre die deutsche Autoindustrie nicht in der Misere, in der sie sich derzeit befindet“, meint er. (mit dpa)

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