Berlin – „Rüm hart – klåår Kiming“ ist das Motto der Nordfriesen: „Weites Herz – klarer Horizont“!
Außenminister Johann Wadephul (62, CDU) ist ein Nordfriese, geboren in Husum, verheiratet und drei Kinder. Und beides – sein offenes Herz und sein politischer Horizont – scheinen ihm im Weg zu stehen.
Beim Anblick der Ruinen in Syrien ging dem tiefgläubigen Protestanten das Herz auf. Dort sehe es „schlimmer aus als in Deutschland im Jahr 1945“. Er sieht nicht, wie syrische Flüchtlinge so schnell in ihre durch den Bürgerkrieg zerstörte Heimat zurückgeschickt werden können.
Die Unionsfraktion und parteiinterne Kritiker griffen den Minister prompt an und zweifelten an seiner politischen Weitsicht. Vorwurf: Wadephuls Skepsis behindert die von der Union gewünschte rasche Abschiebung syrischer Flüchtlinge. Bundeskanzler Friedrich Merz konterte deutlich: „Der Bürgerkrieg in Syrien ist vorbei. Es gibt in Deutschland keine Asylgründe mehr, deshalb können wir mit der Rückführung beginnen.“
Der Einspruch des Regierungschefs trifft ausgerechnet einen Parteikollegen und löst so einen internen Streit innerhalb der Union aus. Denn: Wadephul ist der erste CDU-Minister im Außenministerium seit Jahrzehnten – und war von Anfang an umstritten.
Wadephuls Fehler: Außerhalb Deutschlands (Schleswig-Holstein?) hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm. Der Reserve-Oberstleutnant (seit 2009 im Bundestag) reiste wiederholt nach Asien und in die Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Auch nach Russland und in den Nahen Osten. Bis zu Putins Angriff auf die Ukraine setzte er sich für den Weiterbau der russischen Gaspipeline Nord Stream 2 ein.
Aber niemand sagte, dass der Oberstleutnant der Reserve bis zu seinem Amtsantritt im Mai bedeutende Kontakte in Westeuropa oder den USA hatte.
Wadephul, der Zauberlehrling der Weltdiplomatie?
Solche Leute sind schnell ratlos: Der Händedruck mit den neuen Machthabern in Syrien, die dubiosen Kontakte im Westjordanland, in Ramallah, allzu intim und umgänglich.
Schließlich wird dem Minister ein unbeugsamer Sinn für Humor nachgesagt. Im vertraulichen Kreis erzählt er uns eher trocken, welche Aufgaben nach den wochenlangen Meetings – Rasenmähen und Einkaufen zum Beispiel – auf ihn zu Hause in Molfsee (Kreis Rendsburg-Eckenförde) warten. Er liebt den Urlaub am Gardasee mit seiner Frau (Wadephul heiratete seinen Schulfreund) und den drei erwachsenen Töchtern.
Seine Familie, sein Glaube und sein Sinn für Humor könnten ihm helfen, die nächsten Wochen und Monate zu überstehen – notfalls auch im offenen Widerspruch zu seiner Partei.
