Ankara – Bundeskanzler Friedrich Merz ist zu seinem Antrittsbesuch in der türkischen Hauptstadt Ankara! Nach vorangegangenen Vier-Augen-Gesprächen zwischen ihm und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (71) treten die beiden Staats- und Regierungschefs nun in einer gemeinsamen Pressekonferenz vor die Presse.
Im Fokus stehen vor allem der deutsche Wunsch nach einem neuen Migrationsabkommen, die Lage im Nahen Osten und der Krieg im Nahen Osten Ukraine.
Gleich zu Beginn der Pressekonferenz strahlen die beiden Männer große Harmonie aus: Erdogan bedankt sich bei seinem „lieben Freund Bundeskanzler Merz“ für seinen Besuch. Merz erwidert die Freundlichkeit und bedankt sich fast überschwänglich für die Einladung.
Merz betont auch das Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei: Heute vor genau 60 Jahren wurde das Abkommen zwischen den beiden Ländern geschlossen. Das damalige Ziel: türkische Arbeitskräfte für Deutschland zu rekrutieren.
Beide Staats- und Regierungschefs lobten in ihren Statements die „gute Partnerschaft und Zusammenarbeit“ zwischen beiden Ländern. Wir wollen in Zukunft noch stärker zusammenarbeiten, insbesondere wirtschaftlich.
Lediglich beim Thema Nahost gab es spürbare Unstimmigkeiten. Der türkische Präsident sprach von einem „Völkermord“ in Gaza und meinte damit die Abwehrmaßnahmen Israels nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023. Die Kanzlerin ging nicht direkt auf die Provokation ein, sondern dankte Erdogan für seine Beteiligung am Friedensvertrag, der zur Freilassung der israelischen Geiseln führte. Merz betonte zudem den Hamas-Terror vom 7. Oktober als Ausgangspunkt und das daraus resultierende Recht Israels auf Selbstverteidigung.
Die entscheidenden Themen vor dem Treffen
Bundeskanzler Merz hat das Türkei Er wählte es bewusst als sein erstes Reiseziel außerhalb der EU und der USA, um in zentralen Fragen Fortschritte zu erzielen, bei denen sein Vorgänger Olaf Scholz nur teilweise erfolgreich war. Die wichtigsten Punkte:
▶ Migration und Abschiebungen: Das wichtigste Anliegen für Merz. Er will kommen Erdogan verbindliche Vereinbarungen zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber aus der Türkei treffen. Mit 22.560 ausreisepflichtigen türkischen Staatsbürgern (Stand Ende September) ist die Türkei ein Schlüsselland. Darüber hinaus hofft Merz auf die Unterstützung Erdogans, um Abschiebungen nach Syrien zu ermöglichen.
Vor den gemeinsamen Gesprächen empfing Erdogan die deutsche Bundeskanzlerin mit militärischen Ehren
▶ Nahostkonflikt: Trotz Erdogans harscher Rhetorik gegen Israel und seiner Beschreibung der Hamas als „Widerstandsorganisation“ verlässt sich Merz auf seine Kontakte. Der türkische Präsident soll anlässlich eines Friedensabkommens dabei helfen, die Entwaffnung der Terrororganisation zu vermitteln. Die Erfolgsaussichten gelten als äußerst ungewiss.
▶ Ukraine-Krieg: Die Türkei unterhält enge Beziehungen zu beiden Kriegsparteien und beteiligt sich nicht an westlichen Sanktionen gegen Russland. Merz will das Thema dennoch ansprechen und für mehr Unterstützung für die Ukraine werben. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass Erdogan hier seinen Kurs ändert.
Die besondere Rolle von Charlotte Merz
Für die erste Überraschung im Vorfeld sorgte Kanzlergattin Charlotte Merz (64). Ihre Anwesenheit bei einem Arbeitsbesuch dieser Art ist ungewöhnlich und geht auf eine persönliche Initiative der türkischen First Lady Emine Erdogan (70) zurück.
Friedrich Merz wird in Ankara von seiner Frau Charlotte begleitet
Die Einladung erfolgte daher bereits beim NATO-Gipfel im Juni in Den Haag. Präsident Erdogan, bekannt als Familienvater, begrüßte die Geste. Am Morgen besuchte das Paar gemeinsam das Atatürk-Mausoleum.
Beim festlichen Abendessen am Abend lernen sich Charlotte Merz und Emine Erdogan nun persönlich kennen. Eine Geste auf persönlicher Ebene, die die oft schwierigen politischen Verhandlungen begleiten soll.
