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Ab 2026 gehen die Fantastischen Vier auf ihre letzte Tournee














Dankbarkeit, Nostalgie und eine große Portion Lässigkeit

Am Schauspiel Stuttgart lag an diesem Samstag etwas in der Luft: eine Mischung aus Dankbarkeit, Nostalgie und einer besonderen Form von Lässigkeit, die nur vier Männer ausstrahlen können, die seit mehr als 35 Jahren gemeinsam Musik machen.

Auf Einladung von SWR Kultur standen Die Fantastischen Vier mit Michael Steinbrecher auf der Bühne und erzählten Geschichten aus über drei Jahrzehnten Deutschrap.



Ausverkauftes Haus im Schauspiel Stuttgart bei SWR Kultur. Gespräch mit den Fantastischen Vier und Michael Steinbrecher.



SWR


Sophia Volkhardt



Die letzte Tour der Fantastic Four

Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon erklärten außerdem, was es mit dem „letzten Bus“ auf sich hat, der nächstes Jahr auf den Markt kommt: Die „Fantas“ gehen von 2026 bis 2028 auf ihre letzte Tour – natürlich mit Stopps im Südwesten.

Kein „immer wieder Abschied“, aber genial. Und das soll 2026 als neues Kapitel, als „Anfang vom Ende“ beginnen. Das sei aber keine Auflösung, denn die Fanta-Familie bleibe bestehen, erklärt Michi Beck. Sie wollen nicht, dass die Band endet – nur live ist das Ende. Michi Beck lässt scherzhaft offen, ob sie mit 70 vielleicht mal durch kleine Jazzclubs touren.

Unsere Shows sind so ermüdend, dass wir am Limit sind. Wir wollten es so lassen, wie es ist, und das geht nicht im Sitzen.

Rap vom Land statt Straßenpathos



Die Fantastischen Vier

Die Fantastischen Vier in ihrer wunderbar albernen Anfangsphase: vier Jungs aus Stuttgart, die den Grundstein für den deutschen Hip Hop legten.



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Es ist kein Zufall, dass diese Nachricht ausgerechnet in Stuttgart bekannt gegeben wird. Hier, zwischen Kessel und Kehrwoche, begann 1989 alles.

Stuttgart war damals keine Metropole. Hier leben die Erfinder, nicht die Träumer. Doch genau dort, von Stuttgart-Wangen aus, brachten die Fantastischen Vier Hip Hop in den Mainstream. Während andere auf Gangsterimage und Straßenpathos setzten, machten die Fantas „Rap vom Land“ und schufen ihre eigene Schule des Sprechgesangs: sprachbewusst, ironisch, rhythmisch und immer mit einem Augenzwinkern.

Die Fantas rappen immer noch über Liebe, Freundschaft, kleine Alltagsdramen – und das auf Deutsch. Nicht in Übersetzung, sondern im Original. „Das hier?!“ läuft 1992 auf MTV und plötzlich weiß auch der letzte Teenager im Land, dass man aus Stuttgart kommen und trotzdem cool sein kann. Hip-Hop-Hauptstadt Berlin? Willst du mich verarschen? Ist das Ihr Ernst, wenn Sie das sagen?

„Das hier?!“ war Absicht: Wir wollten das Radio knacken. Sie wollten nicht mehr, dass etwas Deutsches zu NDW kommt. Unsere Bemühungen haben sich gelohnt.
















Die Erfinder unter den Rappern

Vielleicht war es die schwäbische Akribie, die sie so langlebig machte. Wo sich andere von Trends brennen ließen, blieben die „Fantas“ sich und ihrem Sound über Jahrzehnte treu.

Ob „Lauschgift“ oder „Fornika“: Jede Platte klingt ein wenig anders, aber niemals beliebig. Sogar ihre Wortspiele altern besser als die vieler ihrer Zeitgenossen: Wenn man heute „MfG“ hört, ist das kein Retro, sondern kulturelle Erinnerung.

Eine weitere schwäbische Tugend: Die Fantastischen Vier sind seit jeher fleißig. Sie bauten ihr eigenes Studio auf, produzierten selbst und gründeten ihr Label – lange bevor das zum Standard wurde.



Vier Freunde, die seit Jahrzehnten gemeinsam die Bühne erschüttern: Die Fantastischen Vier gehen 2026 auf ihre „Final Tour“.



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Schwäbisch im besten Sinne

Und ja, vielleicht liegt das am Südwesten. Diese Mischung aus Ingenieurskunst und Selbstironie, die in Baden-Württemberg fast schon genetisch bedingt ist. Wo man Dialekte beibehält, aber gleichzeitig an die Exportierbarkeit denkt.

Die Fantas sind Schwaben im besten Sinne des Wortes: bodenständig, aber mit globalen Ambitionen. Baden-Württemberg war jedenfalls nie nur Kulisse für die Band.

Ich habe 750 „Tell the Truth“-Shows gemacht, hey. Ich würde eine Ehrennadel des SWR annehmen.

Altmodisch, aber im besten Sinne

Doch das Phänomen „Fantas“ ist keineswegs ein regionales: Die Fantastischen Vier sind seit ihren Anfängen bundesweit live unterwegs. Und wenn sie live spielen, ist das Publikum eine bunte Mischung aus allen Gesellschaftsschichten. Die MTV-Generation trifft auf ihre Kinder, der Hip-Hop-Enthusiast trifft auf den Pop-Fan.



Wer schon einmal bei einem Fanta-Konzert im Südwesten war, weiß, dass die Verbindung zur Region weit über die Folklore hinausgeht.



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In Zeiten, in denen viele Live-Konzerte zu Hochglanzveranstaltungen verkommen sind, wirken Fanta 4-Shows fast altmodisch, aber im besten Sinne.

Statt akribisch inszenierter Spektakel gibt es spontane Wortgefechte, kleine Missgeschicke, die zu Pointen werden, und eine Band, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Zwischen präzisen Beats und improvisierten Sprüchen hat man das Gefühl, einem Gespräch unter Freunden beizuwohnen – und das direkt vor Zehntausenden Menschen.

Vier Siege!

Auch deshalb war der Theaterabend kein sentimentales Abschiedsritual, sondern ein großes Familientreffen. Zwischen Anekdoten aus den frühen 1990er Jahren, Studiozusammenbrüchen und Tourgeschichten: Was macht diese Band zu dem, was sie ist: vier Freunde, die jahrzehntelang zusammengehalten haben, weil sie wussten, dass sie gemeinsam stärker sind als allein.

Wir machen das jetzt schon seit 37 Jahren und uns immer noch in der Jugendkultur zu engagieren, obwohl wir wirklich nicht jung sind: Das macht uns verrückt.

Jetzt, 37 Jahre später, verabschieden sich Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon von der Bühne. Die Fantastischen Vier gehen nun auf ihre letzte Tour – ein letztes großes „Yeah, yeah, yeah!“ für das Live-Publikum, das mit ihnen aufgewachsen ist.

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