Seine Pressekonferenz war mit Spannung erwartet worden, doch am Ende konnte auch Hansi Flick nicht sagen, wo Dani Olmo künftig Fußball spielt. „Ich vertraue dem Klub in allen Fragen. Jeder macht seine Arbeit und meine ist, die Mannschaft zu betreuen“, sagte der Trainer des FC Barcelona am Freitag vor dem Pokalspiel gegen den Viertligaklub Barbastro. So gilt weiterhin: Olmo gehört nicht mehr dem Barça-Kader an. Und er darf zumindest in dieser Saison auch nicht mehr für die Katalanen spielen.
Dass Barça Geld fehlt, ist lange bekannt. 1,3 Milliarden Euro Schulden wiegen schwer. Aber der Umgang mit Dani Olmo überrascht dann doch. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten hatte Klubchef Joan Laporta den Europameister im Sommer für 60 Millionen Euro aus Leipzig verpflichtet. Von Beginn an war strittig, ob er überhaupt spielen darf, denn der Verein sprengte damit den von der spanischen Liga für diese Saison auf 426 Millionen Euro festgesetzten Gehaltsrahmen für das eigene Team.
Ein „kosmisches Loch“ in den Büchern des Klubs
Nur weil sich Innenverteidiger Andreas Christensen zu Beginn der Saison an der Achillessehne verletzte, trug La Liga Olmo doch noch als Spieler des FC Barcelona ein – und zwar bis zum 31. Dezember 2024. Diese Frist ist nun abgelaufen, die Liga hat Olmo sowie den ebenfalls im Sommer verpflichteten Pau Víctor aus dem Kader der Katalanen gestrichen.
Noch schlimmer für Barça: Den Statuten des spanischen Verbands zufolge darf kein Spieler zwei Mal in derselben Spielzeit in den Kader desselben Klubs eingetragen werden. Olmo darf sich daher einen neuen Verein suchen, und zwar ablösefrei – während Barça die Raten für die Ablösesumme, die es für Olmo zusammenklaubte, weiter nach Leipzig überweisen muss. Die katalanische Tageszeitung La Vanguardia schreibt von einem „kosmischen Loch“ in den Büchern des Klubs, denn Olmos Vertrag zufolge müsste Barça dem Spieler weiterhin sein Gehalt zahlen.
Dabei hat Vereinschef Laporta längst Tafelsilber des Klubs verscherbelt, um die Auflagen der Liga einhalten zu können. In den vergangenen Jahren hatte er etwa künftige Einnahmen aus dem Verkauf von Fernsehrechten oder eine vereinseigene TV-Produktionsfirma veräußert. Solche Vorgriffe auf künftige Einnahmen sind eine schwere Hypothek, schränken sie den finanziellen Spielraum doch auf Jahre ein. Aktuell hat Laporta in Dubai die Vermarktung der VIP-Lounges des vereinseigenen Camp-Nou-Stadions für die nächsten 20 Jahre an zwei auswärtige Investoren vergeben – für 100 Millionen Euro. Das Stadion wird gegenwärtig für 1,4 Milliarden Euro runderneuert, die Arbeiten sollen erst 2026 abgeschlossen sein.
Laporta hatte den Deal zwar bereits vor dem Jahresende bekanntgegeben, doch für La Liga ist er bei der Vergabe der Spielgenehmigungen nicht relevant. Denn in ähnlichen Fällen ist es bei reinen Absichtserklärungen geblieben und das versprochene Geld nicht geflossen. So entschied La Liga: Beim Verkauf von Aktiva müssen mindestens 20 Prozent des Betrags auf das Vereinskonto eingehen, ehe das Geschäft berücksichtigt wird. Doch dieser Betrag sollte erst am Donnerstag, also nach dem Jahreswechsel, eingehen. Zu spät für die Liga.
In Barcelona wird nun spekuliert, Laporta könnte vor Gericht mit einer einstweiligen Verfügung eine Spielgenehmigung für Olmo erzwingen. Die Gerichte hatten das im Dezember allerdings zweimal abgelehnt. Einen Ausweg sehen katalanische Medien noch. Die Verbandsklausel, nach der kein Spieler zwei Mal beim selben Verein in einer Saison eingetragen werden darf, sieht eine Ausnahme vor: bei höherer Gewalt. Doch welche höhere Gewalt will Laporta geltend machen? Nichts an dem Fall ist überraschend, Laporta weiß seit August, dass die Spielgenehmigung für Olmo zum 31. Dezember abläuft.
Sollte es dabei bleiben, weht Laporta ein harter Wind ins Gesicht. Vereinsinterne Kritiker sprechen von einer „erratischen und amateurhaften Vereinsführung“ und fordern seinen Rücktritt. Laporta selbst hat sich noch gar nicht öffentlich geäußert.
Unterdessen trainiert Dani Olmo weiter dort, wo er nicht spielen darf. Er ist Katalane, wurde bei Barça ausgebildet und gilt als ausgesprochener Fan. Nach den Stationen in Zagreb und Leipzig bedeutete der Transfer nach Barcelona für ihn eine Rückkehr nach Hause. So äußert sich auch sein Berater Andy Bara in einem Interview mit dem Portal Give Me Sport: „Barcelona ist die erste und letzte Option.“ Erst vor wenigen Tagen hatte sich Olmo gegen einen Wechsel zu Manchester City oder Manchester United ausgesprochen. Auch Bayern München soll Interesse haben. „Ich glaube an Präsident Laporta“, sagt Olmos Berater – schließt einen Wechsel dann aber doch nicht aus: „Olmo ist ein Siegertyp, er will nicht zusehen, sondern spielen.“