Umfrage zum Weltspartag
Sparverhalten vieler Jüngerer ist „fahrlässig“
30. Oktober 2025 – 8:09 UhrLesezeit: 3 Minuten

An diesem Donnerstag jährt sich der Weltspartag zum 101. Mal: Er sollte einst den Wert des Sparens hervorheben. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie hierzulande gespart wird.
Als die Mailänder Sparkasse Ende Oktober 1924 zum ersten Sparkassentag Vertreter aus 27 Ländern zusammenrief, wurden neben dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Inflation auch „Maßnahmen zur Hebung des Spargeistes“ diskutiert. Der Sparaufruf erscheint seitdem jedes Jahr und soll vor allem jüngere Menschen ansprechen. Aber: Wie wird in der Bundesrepublik heute eigentlich gespart?
Das Statistische Bundesamt meldete gerade eine herausragende Sparquote von rund 20 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Die Deutschen sparen elf Prozent ihres Nettoeinkommens. Das ist nur etwas weniger als noch vor ein paar Jahren. Aber: Sie lassen das Geld lieber „sicher“ und nehmen in Kauf, dass es durch die Inflation an Wert verliert.
In eine ähnliche Richtung gehen die Ergebnisse des Sparkassen-Vermögensbarometers, das gestern Mittwoch veröffentlicht wurde: Demnach verpassen die Deutschen die „Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Wachstum“, weil sie zu wenig an der Börse investieren. Ulrich Reuter, Chef des Sparkassenverbandes DSGV, fordert: „Wir müssen den Deutschen klar machen, dass es sich hier nicht um Spekulationen handelt.“
Der Broker XTB hat anlässlich des Weltspartags eine weitere repräsentative Umfrage durchführen lassen. Und auch hier zeigte sich: 30 Prozent der Deutschen, genauer gesagt 27 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen, halten das Sparkonto für „das ideale Instrument“, um ihre Sparziele zu erreichen. Dicht dahinter folgt das Girokonto, das 19 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen als Sparmöglichkeit sehen.
Hingegen befürworten nur acht Prozent der Befragten Aktien und günstige Aktienfonds wie ETFs, darunter Männer etwas mehr als Frauen. „Es mag verständlich sein, dass ältere Menschen, die vergleichsweise kurz vor der Rente stehen, auf sichere Renditen setzen“, sagt XTB-Deutschlandchef Jens Chrzanowski. Er hält es aber für fahrlässig, dass nur wenige jüngere Menschen, die Zeit haben, Schwankungen zu überstehen, an der Börse investieren – laut Sparkassenbarometer ist das gut jeder Dritte.
„Schließlich bietet ein breit diversifiziertes Aktienportfolio langfristig die mit Abstand besten Renditechancen aller Anlageklassen“, sagt Chrzanowski. Eine Meinung, die nicht nur der Chef des Brokers, sondern auch verbraucherorientierte Medien wie der Geldratgeber „Finanztip“ vertreten. Die dortigen Experten berechnen regelmäßig, was ein global ausgerichteter Aktienfonds über 15 Jahre oder länger verdient. Ergebnis: Anleger könnten „sehr wahrscheinlich mit einer Rendite zwischen vier und acht Prozent pro Jahr rechnen.“
Auch die EU-Kommission hat das Sparverhalten ihrer Bürger im Blick und fordert die Mitgliedstaaten auf, geeignetere „Spar- und Anlagekonten“ einzuführen. Sie schätzt, dass die Investitionen in europäische Aktien und Anleihen innerhalb von zehn Jahren um mehr als 1,2 Billionen Euro steigen könnten, wenn das Geld der EU-Bürger stärker in Aktien, Fonds und ETFs fließen würde. Ihre Angewohnheit, Geld zur Seite zu legen, kostet die Deutschen Zehntausende Euro, schrieb t-online-Redakteurin Christine Holthoff gestern im „Tagesbruch“.
