20 statt 50 Tage
Chinesischer Frachter erreicht Europa auf neuer Arktisroute in Rekordzeit
14. Oktober 2025, 17:35 Uhr
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In nur 20 Tagen reist ein Frachter über die Nordostpassage von China nach Europa. Mit der neuen Route spart die „Istanbul-Brücke“ rund die Hälfte der üblichen Reisezeit. Auch für Russland ist die Überfahrt ein Erfolg.
Berichten zufolge hat ein chinesisches Containerschiff die Reise von China nach Europa erstmals in der Rekordzeit von 20 Tagen zurückgelegt. Wie das Fachportal gCaptain und die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichten, nutzte die „Istanbul-Brücke“ eine neue Route durch die Arktis und legte dabei 7.500 Seemeilen (13.900 Kilometer) zurück. Zum Vergleich: Die typische Reise durch den Suezkanal dauert normalerweise 40 bis 50 Tage und umfasst 11.000 Seemeilen (20.400 Kilometer).
Laut gCaptain handelt es sich um den ersten regelmäßigen Liniendienst durch die Polarregion zwischen Asien und Europa, der mehrere Häfen auf beiden Kontinenten anläuft. Erstmals fuhr ein Containerschiff direkt von China durch die Arktis nach Großbritannien. Ziel der Route ist es, die Staus in europäischen Häfen zu umgehen, wenn im Herbst zahlreiche Frachter mit asiatischen Waren für das Weihnachtsgeschäft ankommen.
Die unter liberianischer Flagge fahrende „Istanbul Bridge“ startete am 22. September vom Hafen Ningbo-Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang und erreichte am Montagabend den britischen Containerhafen Felixstowe. Die Durchfahrt durch die Nordostpassage entlang der russischen Küste dauerte nur fünf Tage, die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 17 Knoten. Dem Bericht zufolge wurde das Schiff nicht von einem Eisbrecher begleitet und befuhr die gesamte Route selbstständig. Der Frachter ist derzeit auf dem Weg von Felixstowe nach Hamburg, wo er am Freitagmorgen eintreffen soll.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit angekündigt, den Schiffsverkehr auf der Nordostpassage ausbauen zu wollen. Russland nutzt die Route unter anderem, um flüssiges Erdgas (LNG) vom Hafen Sabetta auf der sibirischen Jamal-Halbinsel zu Kunden in Asien zu transportieren. Auch für Moskau ist die Überfahrt ein Erfolg.
Die „Istanbul Bridge“ gehört der von China kontrollierten Reederei Sea Legend. Die arktische Route „beschleunigt die Lieferkette erheblich, reduziert den erforderlichen Lagerbestand um 40 Prozent und senkt die Kapitalkosten für Unternehmen“, sagte Li Xiaobin von Sealegend laut gCaptain. Die „Istanbul Bridge“ war nicht das einzige Containerschiff, das die arktischen Gewässer testete. Mindestens drei weitere Schiffe sollen gleichzeitig auf dieser Route unterwegs gewesen sein.
Der arktische Seeweg zwischen Europa und Asien ist zwar deutlich kürzer als die Wege durch den Indischen Ozean, allerdings ist er einen Großteil des Jahres durch Eis blockiert. Der Klimawandel verlängert die schiffbare Zeit.