Die „Glückwünsche“ an den klaren Sieger Cristian Fiél galten Miroslav Klose eine Selbstverständlichkeit. Am „verdienten Sieg“ seines Vorgängers mit Hertha BSC hatte der heutige Chefcoach des 1. FC Nürnberg keine Zweifel. Allein ein Blick auf die Torschüsse genügte Klose: 20:7 für Hertha.
Zwei davon, zunächst vom flinken Derry Scherhant (37. Minute) und ganz spät vom eingewechselten Palko Dardai (90. Minute), landeten im Berliner Tor zum 2:0 (1:0). Der „Club“ hingegen hielt sein Gegentor zu Null – und genau da beginnen Kloses Probleme.
„Hertha hat eine andere Qualität“
Nach der dritten Saisonniederlage kommen erste, leise Zweifel auf, ob aus dem famosen Weltmeister von 2014, dem 1. FC Nürnberg, tatsächlich eine Spitzenmannschaft der 2. Liga werden kann. Bundesliga entwickeln kann. Mit Fiéls Berlinern konnten die Franken am Samstag jedenfalls nicht mithalten. „Hertha hat eine ganz andere Qualität auf dem Platz“, sagte Klose, der ein wenig persönlich ansetzen musste: „Wir glauben an unseren Weg!“
Demonstrativ ging Klose voran, als er nach der ernüchternden Vorstellung vor 36.553 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion seine Mannschaft vor den enttäuschten und teils buhenden Fans ins Tor führte. Später benannte er die zahlreichen Mängel im „Club“-Spiel: zu wenig Dynamik, „zu viele Ballverluste, die uns umgebracht haben“. Insbesondere aber habe ihm die nötige „Härte in den Zweikämpfen gefehlt, die in der 2. Liga entscheidend ist. Damit war ich absolut nicht zufrieden.“
Kapitän Knoche: Keine Torgefahr in der Offensive
Arbeit, Arbeit, Arbeit: Das ist Kloses Lösung, um die Idee eines dominanten Fußballs umzusetzen. Hertha es war nicht einmal in Spurenelementen nachweisbar.
„Wir waren das ganze Spiel über nicht gefährlich. Unser Spiel bis zur Mittellinie sieht manchmal ganz passabel aus. Von dort fehlt uns aber die Torgefährlichkeit“, sagte Kapitän Robin Knoche. „Ob defensiv oder offensiv“, habe überall mehr als nur das gewisse Etwas gefehlt, sagte Neu-Spielmacher Julian Justvan: „Vorne fehlen uns einfach die Optionen.“ Mahir Emreli war bei seinem „Club“-Debüt nicht der Stürmer, der auf eine schnelle Besserung hoffen ließ.
„Wir müssen unsere Sachen richtig machen, dann haben wir eine gute Mannschaft“, war Klose überzeugt. Fiéls neues Team machte vieles richtig. Vor allem im Mittelfeld dominierte Hertha mit den kreativen Ibrahim Maza und Michael Cuisance. Der Sieg sei für ihn „keine Genugtuung“, behauptete Hertha-Trainer Fiél, der bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte von manchen Nürnberger Fans mit Unmut und sogar Häme empfangen wurde.
Fiél bestreitet «Zufriedenheit»
„Mir war wichtig, dass der Fokus auf dem Spiel liegt und nicht auf Cristian Fiél und Nürnberg“, sagte der 44-Jährige. Eines wollte er aber dennoch loswerden. „Die ein, zwei Worte“, die über seinen im Sommer erfolgten Wechsel nach Berlin für kolportierte 400.000 Euro Ablöse gefallen seien, „waren nicht nötig“, sagte er und betonte: „Ich konnte eine neue Herausforderung annehmen.“ Wie groß die Herausforderung beim 1. FC Nürnberg sein kann, bekommt sein prominenter Nachfolger derzeit zu spüren.
© dpa-infocom, dpa:240922-930-239711/1