Beim Aufbau des vierten deutschen Mobilfunknetzes hat der Telekommunikationskonzern 1&1 nach eigenen Angaben eine staatliche Pflichtvorgabe erreicht. Wie das Montabaurer Unternehmen mitteilte, wurden die mehr als 12 Millionen Mobilfunkkunden in das 1&1-Netz – das sogenannte Kernnetz – umgebucht.
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In der Vergangenheit war 1&1 nur ein virtueller Netzbetreiber, dessen Kunden hauptsächlich über das O2-Netz unterwegs waren. 1&1 hat dafür Miete gezahlt. 2019 kaufte das Unternehmen erstmals Frequenzen für gut eine Milliarde Euro und baute damit nach und nach ein eigenes Netz auf. 1&1 setzte auf die innovative Open-Ran-Technologie, bei der Netzwerkkomponenten verschiedener Hersteller flexibel kombiniert werden können.
Allerdings ging der Netzausbau nur schleppend voran und eine staatliche Vorgabe hat 1&1 deutlich verfehlt: Statt der geforderten 1.000 waren zu Beginn des Jahres 2023 nur fünf Radiosender in Betrieb. Mittlerweile sendet eine niedrige vierstellige Zahl von 1&1-Sendern – im Sommer waren es 1.200. Im Vergleich zu O2 mit seinen 28.000 Standorten ist das Netz noch klein.
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Nachdem die wenigen aktiven Standorte zunächst nur für ein Festnetz-Ersatzprodukt genutzt wurden, startete 1&1 im Dezember 2023 sein Mobilfunknetz. Danach tickte die Uhr: Bis Ende Dezember 2025 musste das Unternehmen aus dem Westerwald seinen Status als virtueller Netzbetreiber (Mobile Virtual Network Operator, MVNO) verlieren und zu einem reinen Netzbetreiber (Mobile Network Operator, MNO) werden – damit sollte die Wettbewerbsunabhängigkeit von 1&1 hergestellt werden.
Nun gab 1&1 bekannt, dass dies gelungen sei. Firmenchef Ralph Dommermuth zeigte sich zufrieden. „Mit dem vierten deutschen Mobilfunknetz gibt es mehr Wettbewerb und Wahlfreiheit“, sagte der Manager.
1&1 hat seine Mobilfunkkunden nun im eigenen Netz. Weil das Netz noch klein ist und 1&1-Kunden nicht von einem Funkloch ins nächste stolpern wollen, sind sie noch an die Antennen eines anderen Anbieters angeschlossen: Wo keine 1&1-Antennen sind, haben sie einen Vodafone-Anschluss. 1&1 hatte mit Vodafone einen National-Roaming-Vertrag abgeschlossen.
Netzausbau belastet Ergebnis
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Auch 1&1 meldete gemischte Quartalszahlen. Während das Unternehmen im Mobilfunkgeschäft auf dem Vormarsch ist und seinen Kundenstamm bis Ende September um 40.000 auf 12,48 Millionen steigerte, sank die Zahl der Festnetz-Internetanschlüsse um 90.000 auf 3,86 Millionen. Der Gesamtumsatz blieb in den ersten neun Monaten 2025 stabil bei knapp über 3 Milliarden Euro, während das operative Ergebnis (Ebitda) um 11,5 Prozent auf 410 Millionen Euro sank. Dies war vor allem auf gestiegene Kosten für den Ausbau des Mobilfunknetzes zurückzuführen.
(afl)
