100.000 Jahre lang 500 Meter tief
Schweden genehmigt Endlager für 12.000 Tonnen Atommüll
24. Oktober 2024, 19:51 Uhr
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Schweden ist eines der wenigen Länder der Welt, das nun geschafft hat, was in Deutschland noch weitere 50 Jahre dauern könnte: Die Suche nach einem Endlager für Atommüll ist beendet. Gut 100 Kilometer nördlich von Stockholm werden bald tausende Tonnen Atommüll tief in der Erde versenkt – und das für sehr lange Zeit.
Ein schwedisches Umweltgericht hat den Bau eines Atommüll-Endlagers genehmigt. Die Genehmigung umfasst die unterirdische Lagerung von „rund 6.000 Kapseln mit etwa 12.000 Tonnen Atommüll“ in Fonsmark, etwa 130 Kilometer nördlich von Stockholm, wie das Gericht mitteilte. Dort sollen die abgebrannten Brennstäbe in einer Tiefe von 500 Metern bis zu 100.000 Jahre gelagert werden. In Fonsmark steht eines von drei schwedischen Kernkraftwerken.
Schweden ist eines der wenigen Länder der Welt, das die Frage der Atommüllentsorgung beantwortet hat. Nur Finnland hat bisher eine langfristige Lösung für die Lagerung radioaktiver Abfälle gefunden.
Zur Endlagerung sollen zwei Tonnen abgebrannter Brennstäbe in einem 25 Tonnen schweren, kupferbeschichteten Kanister entsorgt werden. Den Plänen zufolge soll dieses dann in den in 500 Metern Tiefe gebauten Tunneln gelagert werden. Diese sollten mit einer Masse Bentonitgestein gefüllt werden, um zu verhindern, dass Radioaktivität im Falle von Wasser oder Erdbeben austritt.
Sechs Kernreaktoren in Betrieb
Nach Angaben des Gerichts darf das Endlager zunächst 70 Jahre lang betrieben werden. Eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung ist möglich, wenn die Lebensdauer der bestehenden Reaktoren verlängert wird. Allerdings gilt die Genehmigung nur für das aktuelle Atomprogramm, das zwölf Reaktoren umfasst.
Derzeit sind in drei schwedischen Kernkraftwerken sechs Reaktoren in Betrieb. Allerdings will die Mitte-Rechts-Regierung künftig deutlich mehr Atomstrom produzieren. Für die mittelfristige Endlagerung von Atommüll ist ein Endlager im südschwedischen Oskarshamn geplant.
Das Gericht erlaubte dem Abfallentsorgungsunternehmen des schwedischen Kernenergieproduzenten SKB, mit den Bauarbeiten für das Endlager zu beginnen, obwohl gegen die Entscheidung noch Berufung eingelegt werden kann. Kritiker des Projekts hatten Bedenken hinsichtlich der möglichen Gefahr eines Austritts radioaktiven Materials geäußert.